BREITENFELDE „Papa hat zu Hause immer viel von seinen Tagungen erzählt. Das war spannend“, sagt Anna-Sophie Otte. „Papa“ – das ist Thorsten Przybyl, Obermeister der Metallbau-Innung im Kreis Herzogtum Lauenburg.
Der Unternehmer ist ebenfalls Vorstandsmitglied im Metallgewerbeverband Nord, war aber auch schon auf Bundesebene aktiv. Dass seine beruflichen Aktivitäten seine Tochter anspornen, eine Ausbildung als Metallbauerin zu machen – damit hat Przybyl nicht gerechnet. Umso stolzer ist er jetzt: Die 21-Jährige war nicht nur die einzige Frau in ihrem Jahrgang, sondern hat die Gesellenprüfung auch als Innungsbeste abgeschlossen.
„Ich bin natürlich mächtig stolz. Sie hat sich nicht nur in einer Männerdomäne durchgesetzt, sondern auch mit Bravour bestanden“, sagt Przybyl. Doch auch wenn Anna-Sophie Otte mittlerweile ihren Gesellenbrief hat – ganz fertig ist sie mit ihrer Ausbildung noch nicht: „Ich mache gerade noch meinen technischen Betriebswirt.“
Jeden zweiten Samstag wird gepaukt, dazu kommt Blockunterricht. „Den zeitlichen Aufwand bereue ich nicht, denn damit habe ich schon zwei von vier Bereichen der Meisterprüfung erledigt“, sagt die 21-Jährige, die im elterlichen Betrieb bereits die Betreuung der Auszubildenden übernommen hat.
Azubis sind die Fachkräfte von morgen
Die Pflege des Mitarbeiterstamms wird im Betrieb in Breitenfelde großgeschrieben: „Gute Fachkräfte sind unter Vertrag. Die kriegt man nicht auf dem Arbeitsmarkt.“ Deshalb hat Przybyl die meisten seiner aktuell 15 Mitarbeiter, darunter drei Azubis, selbst ausgebildet: „Das ist unser Fundus. Seit wir 2013 unseren Betrieb gegründet haben, haben wir alle Gesellen übernommen.“ Von Prämien, um junge Menschen als Azubis zu gewinnen, hält der Obermeister nichts: „Du musst deinen Beruf gerne machen, sonst wirst du damit auch nicht glücklich.“
Bevorzugt werden deshalb Bewerber, die sich zuvor in einem Praktikum bewiesen haben. Dafür wirbt das Unternehmen auf Ausbildungsmessen und hat eine Kooperation mit der Möllner Gemeinschaftsschule. Zuwendungen gibt es aber auch bei Przybyl: So fliegt Tochter Anna-Sophie für einen Kurzurlaub nach Mallorca, wie drei andere Gesellen vor ihr auch schon, die ebenfalls Innungsbeste waren.
„Wir haben damals noch Überstunden gebuckelt, um Geld fürs Wochenende zu haben“, erinnert sich der Obermeister an seine Ausbildungszeit. Das sei heute anders, Freizeit sei seinen Mitarbeitern lieber. Deshalb beginnt das Wochenende immer schon am Freitagmittag.
Die Firma als Freizeittreff
Dass Azubis und Jung-Gesellen auch am Wochenende im Betrieb sind, hat einen anderen Grund: Sie treffen sich im Aufenthaltsraum, den die jungen Leute mit Bar und Fernseher ausgestattet haben. „Wir sind eigentlich alle befreundet, treffen uns hier auch zum Fußballgucken oder Klönen“, sagt Anna-Sophie Otte.
Dass sie sich nach dem Abitur für die Ausbildung im Handwerk und gegen ein Studium entschieden hat, bereut Otte nicht: „Kein Tag gleicht dem anderen, weil es ständig neue Aufträge und Herausforderungen gibt. Ich mag es zudem, mich weiterzuentwickeln. Und das Tolle im Handwerk ist: Man kann es gleich anwenden.“
