8. Mai 2021
Reinbek

„Wir bleiben für Eltern und Kinder erreichbar“

Trotz Lockdown: Raum für Austausch ermöglichen

Sie beraten Eltern in allen Lebenslagen: Martina Kurr (re.) vom Familienzentrum Reinbek und Britta Schneider vom Verein Humane Trennung e. V. Foto: Penelope Friebel

Sie beraten Eltern in allen Lebenslagen: Martina Kurr (re.) vom Familienzentrum Reinbek und Britta Schneider vom Verein Humane Trennung e. V. Foto: Penelope Friebel

REINBEK Anlässlich des Tages der gewaltfreien Erziehung warnte der Kinderschutzbund Schleswig-Holstein (KSB), dass die Corona-Pandemie das Recht auf eine gewaltfreie Erziehung auf eine harte Probe stellt.
Am Kinder- und Jugendtelefon in Stormarn sind die Anrufe, in denen es um Gewalt geht, im Vergleich zum vergangenen Jahr stark gestiegen. Riefen in 2019 175 Kinder mit Gewalterfahrungen an, die Hilfe benötigten, so waren es 2020 44,6 Prozent mehr, nämlich 253 Kinder.
Kaum noch Freunde treffen, Wohnen und Arbeiten auf wenigen Quadratmetern, Geldsorgen: „Das kann familiäre Konflikte schnell verstärken. Überforderung, Angst, Verunsicherung und fehlende Rückzugsmöglichkeiten sind eine harte Belastung für Eltern und Kinder“, weiß Martina Kurr vom Familienzentrum Reinbek.
„Im Moment können wir nur telefonisch, per Mail oder online beraten, aber wenn Eltern sich bei mir melden, höre ich zu“, so Kurr. „Sich einfach mal den Frust von der Seele reden zu können, ist für viele eine große Entlastung.“ Nicht zu wissen, ob die Kinder am Montag noch in die Schule oder in die Kita gehen dürfen, weil wieder ein Grenzwert überschritten wurde, sei für Eltern und besonders für Alleinerziehende eine Riesenherausforderung. Kurr: „Wenn Großeltern nicht in der Nähe wohnen und einspringen können, wissen Eltern nicht wie sie zur Arbeit kommen sollen. Und auch im Homeoffice ist kein konzentriertes Arbeiten möglich, wenn die Jüngsten spielen wollen und die Älteren Hilfe beim Homeschooling brauchen.“ Bei vielen sei nach über einem Jahr Pandemie einfach der Akku alle. Dann empfiehlt Martina Kurr eine Mutter-(Vater)-Kind-Kur oder vermittelt, je nach Problemlage, an andere soziale Einrichtungen.

Verlässlicher Wochen-Rhythmus fehlt

Denn auch die Kinder leiden. Ihre Kitafreunde dürfen sie nicht treffen, von den Eltern werden sie notgedrungen immer wieder abgewiesen und vertröstet. „Die Eltern-Kind-Beziehung leidet darunter“, so Kurr. Ein verlässlicher Wochen-Rhythmus, der Halt und Struktur gibt, fehlt. Einige Kinder ziehen sich dann immer mehr zurück, werden depressiv oder verletzen sich selbst. Bei anderen entlädt sich der Dauerfrust in Aggression. „Das passiert bei Jugendlichen aber auch bei Eltern“, so Kurr. „Und nicht nur physische auch psyschiche Gewalt ist schlimm für alle Betroffenen und hinterlässt Narben.“
„Wir versuchen da gegenzusteuern und erreichen mit unseren Angeboten im Juz, Treff und in der KJB auch Jugendliche, die Probleme haben“, sagt Reinbeks Jugendbeauftrager Ulrich Gerwe. Die Mitarbeiter dieser Einrichtungen stehen als vertrauensvolle Ansprechpartner vor Ort zur Verfügung. „In zwei Fällen von Gewalt in der Familie konnten wir schon helfen“, so Gerwe. Juz-Leiterin Nina Reißler: „Meist brauchen die Kinder und Jugendlichen aber einfach jemanden, der ihnen zuhört und Abwechslung von der häuslichen Enge. Wir können zurzeit für maximalfünf Kinder und Jugendliche öffnen, und hoffen auf mehr Möglichkeiten im Sommer.“

Infos zu allen aktuellen Familienthemen finden Eltern unter www.familienzentrum-reinbek.de, Martina Kurr ist erreichbar unter 0151/25 14 21 05

Auch interessant