14. Oktober 2020
Reinbek

Dysplasie-Sprechstunde jetzt zertifiziert

Werden Zellveränderungen nicht rechtzeitig erkannt und behandelt, droht Gebärmutterhalskrebs

Krebs

Chefarzt Prof. Jörg Schwarz (li.) und Oberarzt Roland Flurschütz (r.) sind auf die Behandlung von Krebsvorstufen an den weiblichen Genitalien spezialisiert und sind darum von der Deutschen Krebsgesellschaft ausgezeichnet worden Foto: Andrea Schulz-Colberg

REINBEK Die Impfung gegen das Humane Papillomvirus (HPV) wird von der ständigen Impfkommission (Stiko) seit 2007 für Mädchen empfohlen. Weil es sich um sexuell übertragbare Erreger handelt, ist eine Impfung seit 2018 auch für Jungen angeraten. So soll in Zukunft unter anderem die Häufigkeit von Gebärmutterhalskrebs deutlich reduziert werden.

Bei den älteren Generationen von Frauen, bei denen eine Impfung noch nicht möglich war, gibt es aufgrund einer Virusinfektion oft Zellveränderungen am Muttermund, aus denen Gebärmutterhalskrebs entstehen kann. Diese so genannten Dysplasien müssen rechtzeitig erkannt und von Experten behandelt werden. Das Krankenhaus Reinbek ist auf diese Art der Vorsorge spezialisiert.

Anfang des Jahres sind neue Richtlinien für die Gebärmutterhalskrebsvorsorge in Kraft getreten. Ziel der Vorsorge ist es, sogenannte Zellveränderungen (Dysplasien) am Muttermund frühzeitig zu erkennen und diese dann schonend durch eine Operation zu beseitigen. Dadurch kann die Entstehung des Gebärmutterhalskrebses, ein so genanntes Zervixkarzinom, verhindert werden. Bis jetzt erfolgte die Vorsorge durch eine jährliche Untersuchung eines Zellabstriches vom Muttermund (Zytologie). Hinzugekommen ist das Angebot, ab dem 35. Lebensjahr den Abstrich auf HPV zu untersuchen und somit die Vorsorgegenauigkeit zu erhöhen. Neu ist auch, dass bei einem auffälligen Abstrich und Nachweis von HPV eine weitere Diagnostik durch einen von der KV zugelassenen Untersucher erfolgen muss.

Seit vielen Jahren wird in der Frauenklinik am Krankenhaus Reinbek durch den Chefarzt Prof. Jörg Schwarz und Oberarzt Roland Flurschütz eine Dysplasie-Sprechstunde angeboten. Aufgrund der hohen Expertise und mehr als 180 Untersuchungen im Jahr 2019 hat Flurschütz nun von der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein eine persönliche Ermächtigung zur Durchführung der weiteren Untersuchungen (sogenannte „Abklärungskolposkopie“) bei auffälligem Befund erhalten. Niedergelassene Gynäkologen überweisen ihre Patienten mit auffälligen Krebsvorsorge-Ergebnissen zur ambulanten Abklärung und Behandlung ins St. Adolf-Stift. Roland Flurschütz sagt: „Wir verfügen über ein hochauflösendes Videokolposkop, mit dessen Hilfe wir die Haut am Genitale und den Muttermund stark vergrößert darstellen und genau untersuchen können. Im Rahmen der Dysplasie-Sprechstunde werden spezifische Tests am Gewebe zur besseren Darstellung von Dysplasien bis hin zu gezielten Biopsien, also Probenentnahmen durchgeführt.“

Je nach Ergebnis der Gewebeprobe muss eventuell eine Operation am Gebärmutterhals erfolgen. Auf schonende ambulante Eingriffe etwa durch Laserbehandlung oder eine Schlingenabtragung unter kolposkopischer Sicht sind die Gynäkologen im St. Adolf-Stift spezialisiert.

Die Dysplasie-Sprechstunde wurde von der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) nun auch noch ganz offiziell zertifiziert. Im Kreis Stormarn gibt es aktuell nur eine weitere zertifizierte Dysplasie-Sprechstunde, in Hamburg sind es drei. Chefarzt Prof Jörg Schwarz erklärt: „Neben einer entsprechenden Expertise wie einem Kolposkopie-Diplom der Arbeitsgemeinschaft für Zervixpathologie und Kolposkopie (AGCP), strukturellen und technischen Anforderungen, mussten wir als Krankenhaus eine Mindestanforderung an korrekt durchgeführten Untersuchungen und leitliniengerechten Behandlungen bei Dysplasien gegenüber der DKG nachweisen.“

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