KIEL Wer etwas für den Klimaschutz tun und den eigenen Geldbeutel schonen möchte, hat nun auch als Mieter die Möglichkeit dazu. „Balkonkraftwerke“ sind künftig förderfähig, für Hauseigentümer und Mieter.
Jetzt wurde im nördlichsten Bundesland ein Programm gestartet, mit dem kleine Photovoltaikanlagen zur Stromerzeugung und Heizungssysteme auf Grundlage erneuerbarer Energien vom Land bezuschusst werden. Die Ideen fallen bei vielen Bürgern auf fruchtbaren Boden.
So sind allein bei der Schleswig Holstein Netz AG vergangenes Jahr 1098 sogenannte Balkonkraftwerke mit einer Leistung von 0,72 Megawatt (MW) angemeldet worden – mehr als dreimal so viel wie im Jahr 2021. Der Verband Norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW) meldet jedoch Zweifel an, warnt vor negativen Folgen für Mieter.
„Balkonkraftwerke sind teuer. Abgesehen davon, dass so eine Anlage allein rasch 800 und mehr Euro kostet, sind bei einer Installation einige wichtige Dinge zu beachten, die das Ganze noch teurer machen. Sie amortisieren sich – wenn überhaupt – erst nach vielen Jahren, sind unwirtschaftlich“, sagt VNW-Direktor Andreas Breitner. Der Sozialdemokrat war von 2012 bis 2014 Innenminister im Kabinett von Ministerpräsident Torsten Albig (SPD).
Balkonkraftwerke dürfen in Deutschland, anders als etwa in Österreich und der Schweiz, nur an spezielle Steckdosen angeschlossen werden. Richtig teuer kann es werden, wenn bei der Anbringung der Anlage die Gebäude-Fassade und Dämmung beschädigt werden, warnt Breitner. Reparatur oder Rückbaukosten können die Mieter teuer zu stehen kommen. Tatsächlich ist klar geregelt, dass Mieter die Zustimmung des Eigentümers benötigen, bevor sie ein Balkonkraftwerk anbringen dürfen.
„Es wäre dem Klimaschutz mehr förderlich, wenn das Kieler Umweltministerium mit der Wohnungswirtschaft eine Förderung für wirklich sinnvoll Projekte entwickelt“, wirbt Breitner für ein Umsteuern der Förderung. „Quartierslösungen können mit sinnvoll eingesetzten Fördermitteln einen große Einspareffekt hervorrufen.“
Allerdings sehen Vertreter der Regierungsparteien im Land wie Andrea Tschacher aus Aumühle und Rasmus Vöge (Mölln, beide CDU) das neue Programm als Beitrag zu mehr Klimaschutz und Energieeinsparung durchaus positiv. „Die Förderung läuft bis zum Jahr 2026 und hat das Ziel, die Abhängigkeit privater Haushalte von fossilen Brennstoffen weiter zu reduzieren“, sagt Tschacher.
Balkonkraftwerke werden mit bis zu 200 Euro gefördert. Bezuschusst werden vom Land auch Heizungssysteme wie Wärmepumpen mit bis zu 2000 Euro, Solarkollektoranlagen mit bis zu 900 Euro, Biomasseheizungen mit bis zu 900 Euro und der Anschluss an ein Wärmenetz mit bis zu 500 Euro. Die Förderquote beträgt maximal 50 Prozent der Gesamtkosten. Die Beantragung erfolgt ausschließlich digital im Serviceportal des Landes.