BERGEDORF/HARBURG Das Aus für die Karstadt-Häuser in Harburg und Wandsbek zum 30. Juni klingt für Bergedorfs Wirtschaft wie ein Zeitensprung zurück ins Jahr 2020: Am 15. Dezember gingen damals in den beiden Warenhäusern am Sachsentor für immer die Lichter aus. Die jetzt bevorstehenden Schließungen erfüllen Bergedorfs Wirtschaft aber auch mit großer Sorge: Für die City-Entwicklung braucht es Fördermittel in Millionenhöhe.
„Die vielen Bergedorfer Projekte laufen gerade erst an. Es wäre ein Drama, würden diese Finanzmittel jetzt wegen der neuen Problemlagen in den anderen Bezirken bei uns gekürzt“, sagt Marc Wilken, Geschäftsführer des Bergedorfer Wirtschaftsverbandes WSB.
Sein Vorschlag: Die Bezirksämter Harburg, Wandsbek und Bergedorf sollten sich eng abstimmen. „Nur dann kann es gelingen, auch den Senat mit ins Boot zu holen, um nicht bloß die Hamburger City, sondern vor allem die wichtigen kleineren Zentren in unserer Stadt verantwortungsvoll und kontinuierlich in die Zukunft zu führen.“
Wilken sieht in der Schließung der Karstadt-Häuser in Harburg grundsätzlich eine Chance für den Neuanfang der dortigen City. Genau dafür sei Bergedorf Vorbild und schon ein gutes Stück vorangekommen in den drei Jahren seit die Schließung hier verkündet wurde.
Konkret steht Bergedorfs professionelles Citymanagement jetzt kurz vor dem Start, ist die gesamte Innenstadt in die millionenschwere Förderung der Rise-Stadtteilentwicklung aufgenommen – und die erste der beiden Bergedorfer Karstadt-Immobilien ist bereits im September 2022 abgerissen worden. „Es herrscht überall Aufbruchstimmung, egal ob in der Wirtschaft und dem Einzelhandel, bei uns im Bezirksamt oder auch bei den Bürgern“, sagt Baudezernent Lars Rosinski mit Blick auf die weit über 1000 Bergedorfer, die die öffentlichen Präsentationen der Pläne für die Nachfolger der Karstadt-Immobilien im vergangenen Herbst fast aus aus den Fugen platzen ließen.
Tatsächlich ist der Architektenwettbewerb zum Neubau auf dem bereits leeren Karstadt-Areal schon abgeschlossen. Und auch für den noch stehenden Warenhaus-Komplex samt dahinter liegendem Parkhaus sind die Stadtentwicklungsperspektiven festgezurrt. Klar ist: Auch diese beiden Immobilien werden 2025 abgerissen und die Neubauten – wie der 2024 startende auf dem bereits freien Baufeld – nur noch im Erdgeschoss Einzelhandel und Gastronomie beherbergen. Die oberen Etagen sind im Wesentlichen für Wohnungen reserviert.
Wie genau die Bergedorfer Innenstadt der Zukunft aussieht, soll der neue Citymanager im engen Zusammenspiel mit Politik, Wirtschaft und Verwaltung bestimmen. Dabei geht es neben Einzelhandel, Gastronomie und Wohnen auch um Sport, Kultur, Tourismus und die Frage, wie die Innenstadt Identifikationspunkt für alle Bergedorfer bleiben kann. Der Citymanager soll noch in diesem Monat seine Arbeit aufnehmen und dann mindestens bis zum Ende des Jahrzehnts im Amt bleiben.