BERGEDORF Bevor am 25. Juni in Hamburg die Sommerferien beginnen, hat der Schulalltag noch einmal Fahrt aufgenommen – wie ein Besuch in der Ernst-Henning-Schule in Bergedorf zeigt.
Die Erstklässler Ella, Kian, Nelly, Alina, Solange, Lukas, Jonas und Lamar sitzen im vorgeschriebenen Abstand von 1,5 bis zwei Metern an ihren Tischen und blicken aufmerksam nach vorn. Ihre Klassenlehrerin Sandra Makswit gibt den „Satz des Tages“ vor: Viele Regentropfen fallen auf die Straße. Nun müssen die Schüler gemeinsam herausfinden, wie man das richtig schreibt.
Mit Hilfe von Tafel und Kreide, Silbenbögen und natürlich der Lehrerin, die das Unterrichtsgespräch lenkt, gelingt ihnen das auch. Hinterher sind alle zufrieden. Auch Sandra Makswit. „Wir haben mit dem Buchstabenlehrgang unser Klassenziel erreicht“, sagt sie später. Aber erstmal geht es im Gänsemarsch und mit gehörigem Abstand in die Pause. Die Lehrerin bleibt auch auf dem Hof bei ihren Schülern. Schließlich muss sie die Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln beaufsichtigen.
Schon seit Tagen haben die Erst- und Zweitklässler wieder alle Unterrichtsfächer. Denn als am Freitag, 5. Juni, die Bitte der Schulbehörde kam, den Präsenzunterricht in den 1. und 2. Klassen zu erhöhen, reagierte Thorvald Brandt, Schulleiter an der Ernst-Henning-Schule (EHS), blitzschnell. Rief die Lehrkräfte zusammen und organisierte den Neustart für Montagmorgen. Seither kommen sie jeden zweiten Tag in Halbklassen von 8 bis 12 Uhr in die Schule. „Vor den Sommerferien wollte ich schnell Bewegung in die Sache bringen und den Schülern mehr Unterricht bieten“, sagt Brandt, der die Grundschule seit einem Jahr leitet.
Für die meisten Schüler ist das ein willkommener Schritt. Neun Wochen haben sie zu Hause gelernt, von den Lehrern täglich mit Unterrichtsmaterial versorgt, unterstützt durch digitale Videokonferenzen und persönliche Ansprache. „Die Betreuung durch die Lehrer war in allen Klassen sehr gut“, weiß Marcel Hütter, Vorsitzender des Elternrats.
Dennoch war das „Homeschooling“ für Kinder und Eltern teilweise sehr anstrengend. „Ich finde es schön, dass ich jetzt wieder mehr Unterricht habe“, meint Ella. Alina stimmt ihr zu. „Meine Eltern können kaum Deutsch. In der Schule kann ich viel besser lernen.“ Ihr Mitschüler Lukas vermisst allerdings die andere Hälfte der Klasse. „Zusammen macht es noch mehr Spaß“, findet er.
Wie es nach den Ferien mit dem Präsenzunterricht weitergeht, weiß Schulleiter Brandt nicht. „Ich könnte mir vorstellen, dass wir mit ganzen Klassen starten, stelle mich aber auf beides ein.“ Für die Sommerferien steht das Programm bereits fest: An der EHS wird es Lerngruppen für Schüler geben.