29. Mai 2021
Bergedorf

Als die Presse Königen huldigte

Klaus Tornier hat ein Buch über Hamburgs Zeitungsgeschichte geschrieben

Presse

Klaus Tornier mit einem Exemplar der „Neuen Hamburger Presse“ Foto: privat

BERGEDORF/LOKSTEDT In der Welt da draußen mag fleißig getwittert, gezoomt und auf Instagram gepostet werden. Doch es gibt sie noch, die Freunde des gedruckten Wortes.

Klaus Tornier, Journalist und Politologe im Ruhestand, hat sogar eine regelrechte Leidenschaft für Zeitungen – und lässt nun andere Interessierte daran teilhaben. In seinem neuen Buch „Hamburger Pressegeschichte in Zeitungstiteln vom 17. bis 20. Jahrhundert“ (Books on demand: 25 Euro, e-book: 14,99 Euro) würdigt er alle Zeitungen Hamburgs – und die älteste noch erscheinende, die Bergedorfer Zeitung.

„Ich sammele Zeitungen“, sagt der 81-jährige Lokstedter. „Und irgendwann habe ich festgestellt: Mensch, da hast du ja einiges zusammengetragen!“ Zeit war als Rentner, vor allem im Lockdown, ausreichend vorhanden. Und so machte sich der 81-Jährige daran, einen Überblick zusammenzutragen. Ihn reizte vor allem, mal einen Blick auf die heute fast vergessenen Blätter zu werfen: „In den meisten Pressebüchern geht es um die großen Verlage, um Springer, Bucerius und Nannen“, stellt er fest. Doch ein Blick in Hamburgs Presselandschaft zeigt, dass es weit mehr zu entdecken gibt.

Denn wer erinnert sich schon an die „Altonaer Adreß-Comtoir-Nachrichten“? Deren Journalisten huldigten 1773 gern der dänischen Königsfamilie, schließlich gehörte Altona zu Dänemark. Oder die Hamburger „Fünf Pfenning-Post“: Das „Gemüthliche Sonntagsblatt für alle Stände“ schaffte 1888 nur ein paar Ausgaben und wurde dann eingestellt. „Der Freischütz“ kämpfte 1859 vehement für die Pressefreiheit – war aber judenfeindlich.

Bergedorfer Zeitung von 1874

Lokale Zeitungen gab es über die Jahre in zahlreichen Stadtteilen – in Rahlstedt, Billstedt, Hammerbrook, Hoheluft und an vielen anderen Orten. Der Bergedorfer Zeitung – offiziell 1874 gegründet und heute nicht weit von ihrem 150. Geburtstag entfernt – widmet Klaus Tornier anderthalb Seiten. Er berichtet von den Gründungsjahren bis zur Zwangspause 1943 und dem Wiedererscheinen 1949. Heute kooperiert die Bergedorfer Zeitung mit dem Hamburger Abendblatt, gehört zur Funke Mediengruppe. In seinem 148 Seiten starken Band erzählt Klaus Tornier auch von der ersten Boulevardzeitung der Stadt. Das „Mittagsblatt“ wurde vorwiegend auf der Straße verkauft – eben auf dem „Boulevard“.

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