UHLENHORST Neue Entwicklung in der Diskussion um die Benennung des Emily-Ruete-Platzes: In einem Gutachten kommt die Historikerin Tanja Mancheno zu der Empfehlung, den Platz im Neubaugebiet Finkenau / Oberaltenallee nicht umzubenennen. Was ist geschehen?
Der Platz am Ende der Leo-Leistikow-Allee wurde 2019 nach der arabischstämmigen Schriftstellerin Emily Ruete (1844-1924) benannt, eine der ersten arabischen und ostafrikanischen Frauen, die eine Autobiografie veröffentlicht hat. Sie war als Sayyidah Salme bint Said ibn Sultan, Prinzessin von Oman und Sansibar, auf Sansibar geboren worden, heiratete den Hamburger Kaufmann Heinrich Ruete und folgte ihm nach Hamburg-Uhlenhorst, wo sie den Namen Emily annahm. Ihre Autobiografie wurde 1886 erstmals veröffentlicht und fand inzwischen weltweite Verbreitung.
Nach intensivem Studium dieses Werkes kam die Geschichtswerkstatt Barmbek bei der Erarbeitung des Textes für eine Gedenktafel, in dem an Emily Ruete erinnert werden sollte, zu der Empfehlung, den Platz wieder umzubenennen, da Emily Ruete die Sklaverei verteidigt und sich abfällig über die schwarzen Afrikaner geäußert hatte. Der Regionalausschuss Barmbek-Uhlenhorst-Hohenfelde-Dulsberg beschloss daraufhin die Umbenennung des Emily-Ruete-Platzes in Teressaplatz nach dem ermordeten Kind einer Zwangsarbeiterin, das während des Zweiten Weltkrieges in der Geburtsklinik Finkenau zur Welt gekommen war, stellvertretend für Hunderte anderer Kinder, die dieses Schicksal erleiden mussten. SPD, Grüne und CDU wollen an diesem Beschluss festhalten. Die CDU empfiehlt, falls das Staatsarchiv, maßgeblich für Straßenbenennungen in Hamburg, aufgrund des Gutachtens beschließt, den Namen Emily-Ruete-Platz beizubehalten, diesen Namen für einen Platz in Hafennähe zu verwenden. Einzig die FDP folgt dem Gutachten von Tanja Mancheno und beantragte die Beibehaltung des Namens Emily-Ruete-Platzes.
Die Historikerin sieht in der Umbenennung die Gefahr, diese Entscheidung „könnte auf zukünftige Benennungen übertragen werden und meiner Einschätzung nach falsch suggerieren, dass nur an subalterne Subjekte (Frauen) und Migrantinnen des Globalen Südens im öffentlichen Raum erinnert werden darf, die ausschließlich gelitten haben. Oder nur an diejenigen, für die eine absolut kohärente Widerstandsvision und -praxis nachweisbar ist.“ Diese Kriterien seien aber „mit den Widersprüchen menschlichen Handelns inkompatibel“. Die Werke Emily Ruetes seien aber das Ergebnis „der ersten dokumentierten nicht-weißen Frauenstimme aus dem Globalen Süden, die über Deutschland (Europa) und Sansibar (Afrika) spricht“. Der Regionalausschuss hat die Entscheidung über eine Umbenennung des Emily-Ruete-Platzes in seiner letzten Sitzung vertagt.