ST. GEORG Der Atlas ist zurückgekehrt zum Hauptbahnhof. Da steht er nun mit dem Himmelsgewölbe auf seinen Schultern in der Mitte der Wandelhalle auf einem Sockel. Eine 2,8 Meter hohe und 270 Kilogramm schwere Skulptur des Titanen, den Zeus laut griechischer Mythologie zum Tragen des Himmelsgewölbes am westlichsten Punkt der damals bekannten Welt verdammte.
Einst zierte sie das Dach des Hauptbahnhofs über einem der Eingänge zur Wandelhalle, gemeinsam mit einer zweiten gleichen Skulptur über dem anderen Eingang. Bildhauer Heinrich Günther-Gera hatte beide zur Eröffnung des Hauptbahnhofs im Dezember 1906 geschaffen. Bei dessen Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurden beide Skulpturen beschädigt und von tatkräftigen Eisenbahnern in Altona eingelagert. In den 1960er Jahren wurde aus den beiden beschädigten Kunstwerken eine neue Atlas-Skulptur geformt, die in der Eisenbahnersiedlung in Wilhelmsburg aufgestellt wurde. Dort gehörte sie lange zum Stadtbild. Vor zwei Jahren entdeckte Arnd Fittkau, Vorstandsmitglieder der Vonovia, der die Eisenbahnersiedlung jetzt gehört, anlässlich einer Neustrukturierung des Viertels den Atlas, der dort in einem Teich auf einem Podest stand, beauftragte Oliver Menk von der Geschichtswerkstatt Wilhelmsburg mit der Aufgabe, die Geschichte des Atlas zu recherchieren und erfuhr so, dass es sich bei der Skulptur um die frühere Dachverzierung des Hauptbahnhofs handelte.
Bei der Deutschen Bahn war das Schicksal des Atlas nicht bekannt, der offenbar schon zum 75-jährigen Jubiläum des Hauptbahnhofs 1981 zurückgegeben werden sollte, wie der Wilhelmsburger Zeitung vom 16.10.1981 zu entnehmen ist. Vonovia ließ 0das Kunstwerk restaurieren und hat es jetzt der Deutschen Bahn im Rahmen einer Feier zurückgegeben, an der Kultursenator Carsten Brosda teilnahm. Ein halbes wird Atlas nun in der Wandelhalle stehen, bevor er im Herbst wieder auf seinen alten Platz über dem Eingang der Wandelhalle zurückkehrt.