CITY In der Mönckebergstraße wurde jetzt ein Stolperstein für die ehemalige Mitarbeiterin der Bücherhalle, Hedda Guradze, verlegt. Die Kunsthistorikerin und Diplombibliothekarin jüdischer Herkunft arbeitete ab dem ersten März 1930 als Bibliothekarin in der Bücherhalle an diesem Standort.
Bis zum März 1937 war sie dort unter zunehmend schwierigeren Bedingungen angestellt und für die Beratung der Kunden zuständig. Nach 1933 wurde sie aus dem Ausleih-Dienst zurückgezogen und ausgerechnet mit der Anpassung des Buchbestandes an die Ideologie der Nazis beauftragt. Doch schon kurz darauf wurde sie aufgrund ihrer Herkunft aus dem Job fristlos entlassen. Anschließend lebte Hedda Guradze noch zwei Jahre in Hamburg, ihr Alltag war jedoch geprägt von Ausgrenzungen und Diskriminierungen, bis hin zu der Trennung von ihrem Verlobten.
Durch den Verlust ihres erfüllenden Arbeitsplatzes erlitt die junge Frau einen Zusammenbruch und fiel in eine schwere Depression. Im April 1939 gelang ihr dann endlich die Emigration nach New York, wo sie immer wieder Arbeitsgelegenheiten angeboten bekam, diese aber aufgrund der Sorge um ihre Familie schnell wieder aufgeben musste. Durch die verheerenden Nachrichten aus Europa und die Ablehnung ihres Antrags auf Annerkennung der amerikanischen Staatsbürgerschaft, versank Hedda Guradze immer tiefer in ihre Krankheit und setzte im Sommer 1945 ihrem Leben im Exil selber ein Ende. Hedda Guradze wurde nur 40 Jahre alt. Auf ihrem Stolperstein steht „Flucht in den Tod“.
Dass diese engagierte Mitarbeiterin der Bücherhallen durch die Nationalsozialisten verfolgt und schließlich zur Flucht gedrängt wurde, „erfüllt mich mit tiefer Trauer“, so Jana Schiedek, die Staatsrätin für Kultur und Medien. Ihr dramatischer Lebensweg sei exemplarisch für viele Schicksale in dieser Zeit. Der Stolperstein an ihrer ehemaligen Arbeitsstätte soll an sie erinnern und ein tägliches Mahnmal sein.