WANDSBEK Das erste Jahr von Alexander Knöttgen (31) als neuem Revierförster war kein leichtes, sondern fiel mitten in die Corona-Krise. Trotz eines „Klasseteams, das ich in Volksdorf vorgefunden habe“, trägt Knöttgen derzeit (unsichtbare) Sorgenfalten im Gesicht: Die Hamburger Wälder werden durch die Corona-Pandemie in einem bisher kaum gekannten Maß bevölkert und beansprucht – ähnlich wie die Alster jüngst durch Wassersportler.
Der kleine (aber feine) Berner Wald ist dabei nur ein exemplarisches Beispiel: Von den offiziellen, vorbildlich angelegten Waldwegen zweigen immer mehr Trampelpfade ab. Und mitten im Wald finden sich weite Flächen, wo zwischen den stattlichen Eichen und eleganten Buchen im Unterholzbereich gar nichts mehr wächst, weil sich dort mehr oder weniger regelmäßig ganze Wandergruppen, überwiegend Kita- und Schulgruppen, zum Spielen oder gemeinsamen Essen treffen. Beliebt ist auch der Bau von Hütten aus Altholz. Zum Holzsammeln schwärmen die Gruppen dann von ihren Rastplätzen ins weitere Unterholz aus. Im Berner Wald sind es inzwischen schon knapp ein halbes Dutzend derartig kahl getretener Flächen, jeweils mehrere Tausend Quadratmeter groß. „Das Waldgesetz erlaubt den Menschen, von den Wegen abzubiegen. Ich kann daher nur an alle Waldbesucher appellieren, Hunde anzuleinen und auf den offiziellen Wegen zu bleiben, denn auf den verdichteten Stellen kann sich der Wald nicht nachhaltig verjüngen. Und die vielfältige, natürliche Verjüngung hilft dem Wald, mit dem Klimawandel besser zurechtzukommen“, erklärt Knöttgen und fährt fort: „Wir wollen auch die Kinder nicht aus dem Wald verjagen. Die Gruppen sollten sich aber auf ein oder zwei Plätze konzentrieren, damit der natürliche Wald in der Fläche erhalten bleibt.“
Grenzen werden überschritten
Knöttgen hat bereits entsprechende Gespräche mit Kitas geführt. Es geht aber noch schlimmer: In Wäldern des Volksdorfer Reviers haben meist jugendliche „Sportler“ regelrechte BMX-Pisten angelegt mit entsprechenden Kursen für die Offroad-Zweiräder, darunter Wälle, Steilkurven und sogar fest eingebaute Rampen, die zum Teil mit Nägeln an Bäumen verankert wurden. „An einigen Stellen haben BMX-Anhänger sogar Waldbäume gefällt, um sie in ihre Kurse einzubauen“, berichtet der Förster. Hier wird eine Grenze weit überschritten: Die Revierförsterei bittet Spaziergänger, solche Bauten und Aktivitäten zu melden.
Mitarbeiter machen diesem Treiben dann sofort ein Ende, wenn nötig, auch mit Unterstützung durch die Polizei. Zum Volksdorfer Revier mit einer Gesamtfläche von rund 2000 Hektar gehören neben etwa 650 Hektar Wald auch Naturschutzgebiete in mehreren Stadtteilen.
