6. August 2022
Wandsbek

Experte legt den Finger in die Wunde

Jörn Weiske weist auf Missstände hin

Die Kapazitäten des Regenrückhaltebeckens an der Berner Au reichen nicht mehr Fotos: tel

WANDSBEK Ein Jahr nach der Flutkatastrophe im Ahrtal befassen sich auch in Hamburg zahlreiche Gremien mit der Aufarbeitung der Ereignisse – vor allem der Fehleranalyse. Zwar weist die Hansestadt eine ganz andere Topographie als das westdeutsche Gebiet auf. Aber Umweltkatastrophen, vor allem Starkregenereignisse im Zuge des Klimawandels, können auch in der Hansestadt passieren.

„Umso wichtiger ist es, auf den Ernstfall gut vorbereitet zu sein“, erklärte der CDU-Bezirksabgeordnete Jörn Weiske (71) kürzlich in der Bezirksversammlung Wandsbek. Anlass waren Fachreferate im Hauptausschuss zu den Aufgaben des Bezirksamtes in Sachen Katastrophenschutz.

Je nach Schadensereignis, also etwa Überschwemmungen und Hochwasser, Bahn-, Flug- und Chemieunfälle, Großbrände, Unwetterfolgen, Stromausfälle oder Zusammenbrüche anderer Infrastrukturen sind unterschiedliche Behörden und Institutionen beteiligt mit berufsmäßig Zuständigen aber auch einer großen Zahl ehrenamtlicher Helfer. Hier kommt es auf das reibungslose Zusammenspiel der Kräfte sowohl in den Führungsstäben als auch an der Basis vor Ort an, sagt Weiske.

Der Ingenieur der Produktionstechnik hatte in seinem Berufsleben rund 40 Jahre lang mit dem vorbeugenden Brandschutz zu tun und war an der Ausarbeitung von Flucht- und Rettungsplänen beteiligt. Katastrophenschutz ist nicht allein Sache von Landes- oder Bundesbehörden.

„Zu 90 Prozent Ehrenamtler beteiligt“

Auch den unteren Verwaltungsebenen, also hier den Hamburger Bezirksämtern, sind Aufgaben zugewiesen, so etwa die Trinkwasser-Notversorgung (allein im Bezirk Wandsbek gibt es 14 Notbrunnen) oder auch die Warnung und Information, das Evakuieren, Unterbringen, Versorgen und Betreuen von Menschen im Katastrophenfall. „Und zu rund 90 Prozent sind Ehrenamtliche beteiligt, etwa Mitarbeiter des Arbeiter-Samariter-Bundes, der DLRG, des Roten Kreuzes und weiterer Hilfsorganisationen. Über die Freiwilligen Wehren ist auch die Feuerwehr erheblich von ehrenamtlicher Unterstützung abhängig.“ Weiske: „Ohne die Freiwilligen Feuerwehren könnte die Hamburger Feuerwehr ihre Aufgaben nicht erfüllen. Und hier fehlt es erheblich an Nachwuchskräften. Außerdem fehlen Wachen für die Freiwilligen Wehren“.

Auf weitere Mängel im Hamburger Katastrophenschutz habe die CDU immer wieder hingewiesen, zum Beispiel in Sachen Regenrückhaltebecken. Allein in Wandsbek gibt es 37 solcher Wasserauffangbecken, deren Unterhaltung und Pflege – so Weiske – über Jahrzehnte hinweg vernachlässigt wurde: „Früher fehlte der politische Druck, heute fehlt das Geld.“
Seine Partei fordert nicht nur eine bessere Unterhaltung bestehender Anlagen sondern auch den Bau neuer Regenrückhaltebecken. Weiske: „Die meisten Teiche sind verschlammt. Außerdem entsprechen die Kapazitäten der Becken, der Gräben und Zuläufe den heutigen Erfordernissen nicht mehr.“

Auch interessant