24. Juni 2020
Ausgabe Wandsbek

Ein Zeichen gegen Rassismus

Straßen im Bezirk sollen umbenannt werden

Wißmann- und Schimmelmannstraße sollen umbenannt werden. Zwar verhalf Heinrich Carl Graf von Schimmelmann Wandsbek zu wirtschaftlichem Aufschwung, er war aber auch Sklavenhändler Foto: Je

WANDSBEK Einige Straßen im Bezirk Wandsbek werden möglicherweise bald neue Namen bekommen.
Betroffen sind die Straßen, die nach Männern benannt wurden, die nach Akteuren und Profiteuren der Kolonialzeit benannt sind. Zeitnah nach den Sommerferien soll es dazu eine öffentliche Anhörung geben. Dazu sollen Experten aus Hamburger Behörden, Instituten und Museen geladen werden.
Natürlich auch die Anwohner aus den betroffenen Straßen.

Mit dem Antrag wollen die Fraktionen von Bündnis 90/Die Grünen, der SPD und der Linken ein Zeichen setzen gegen Rassismus und
Kolonialismus im Wandsbeker Straßenbild. Der Antrag wurde einstimmig von allen Fraktionen im Ausschuss für Haushalt, Sport und Kultur angenommen.

Es soll diskutiert werden über die Möglichkeiten von Umbenennung, Umwidmung und Kommentierung der Straßennamen.

Es geht um diese Straßen

Betroffen sind die Wißmannstraße, der Dominikweg, die Neumann-Reichardt-Straße, der Schweinfurthweg,
sowie Schimmelmannstraße, Schatzmeisterstraße, Schimmelmannstieg, und Schimmelmannallee.

Der Dominikweg in Jenfeld ist benannt nach Hans Dominik (1870–1910). Der Major und Truppenführer wurde
durch Mord, Folter, Kopfsteuer und Zwangsarbeit als der „Schrecken von Kamerun“ bekannt.

Die Wißmannstraße in Wandsbek ist seit 1950 benannt nach Hermann Wilhelm Leopold Ludwig Wissmann (1853–1905),
preußischer Offizier und „Schutztruppen“-Kommandeur in Ostafrika. Bei seinen Feldzügen tötete er brutal und systematisch Menschen.
Bereits im November 2012 beschloss die Bezirksversammlung Wandsbek die Umbenennung von Wissmannstraße und Dominikweg. Bisher ist nichts geschehen.

Die Neumann-Reichardt-Straße in Wandsbek wurde 1917 benannt nach Dr. h. c. Friedrich Neumann Reichardt (1858–1942),
Besitzer der Reichardt-Kakao-Werke in Wandsbek. 1923 waren in seinem Betrieb rund 4000 Arbeiterinnen und Arbeiter beschäftigt.
Der Erfolg seines Unternehmens beruhte aber auf Ausbeutung und Gewalt in den Kolonien.

Wann und wo die Anhörung nach der Sommerpause stattfinden wird, steht noch nicht fest.

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