29. Juli 2020
Rahlstedt

Roboter gießt Gräber

Pilotprojekt Friedhof erprobt moderneTechnik

„Rainos“ bei der Arbeit auf dem Rahlstedter Friedhof Foto: rg

RAHLSTEDT Spektakulär sieht „Rainos“ nicht aus: Eine große, schwarze Kiste auf vier Rädern, mit einer orangen Warnleuchte, zwei Notausknöpfen und zwei Schläuchen. An deren Enden befinden sich Düsen, die einem Duschkopf ähneln. Per Fernsteuerung bugsiert Friedhofsverwalter Matthias Habel den Roboter an seinen Startpunkt. Dann wird per Handy das autonome Fahren initialisiert.

„Das ist der Vorführeffekt“, sagt Habel, als minutenlang nichts passiert. Doch dann setzt sich „Rainos“ in Bewegung, vorsichtig mit maximal Schrittgeschwindigkeit. Zielsicher steuert der Roboter eine der drei Wasserstationen auf dem Friedhof an. Dann heißt es „Wasser marsch!“, nach einer Minute ist die Maschine mit 200 Litern aufgetankt und beginnt, selbstständig die ersten Gräber zu gießen.

„Das ist ja toll!“, sagt eine ältere Besucherin. „Genial!“, meint ein anderer. „Wir haben bis jetzt nur positive Reaktionen“, sagt der Friedhofsverwalter. Auch bei den Mitarbeitern sei niemand gegen das Pilotprojekt.

„Es wird niemand entlassen“, verspricht Habel. Durch die Entlastung durch den Roboter könnten sich die Friedhofsgärtner auf andere Arbeiten konzentrieren. Die Gräber seien früher elfmal pro Jahr gewässert worden, zuletzt aber fast doppelt so häufig. „Auch eine Folge des Klimawandels“, sagt Habel.
„Rainos“ ist der erste seiner Art in Norddeutschland. Zusammen mit dem Hersteller werden Fehler beseitigt, die Funktion stetig verbessert.

Der Friedhof musste zuvor an 20.000 Messpunkten komplett gescannt werden. Anhand dieser 3-D-Karte und seiner eigenen Scanner findet der Roboter die Gräber mit einer Genauigkeit von zwei Zentimetern, ein Algorithmus berechnet die optimale, stromsparende Route. „Rainos“ stoppt vor Hindernissen, also auch Besuchern.

Dennoch soll er nachts arbeiten. Bis zu 500 Gräber soll er schaffen. Der Roboter kostet einen hohen fünfstelligen Betrag und soll bis 2021 fehlerfrei arbeiten.

Friedhofsverwalter Matthias Habel setzt auf modernste Technik

Auch interessant