RAHLSTEDT Heuschrecken haben den Menschen schon immer fasziniert – im positiven wie auch negativen Sinne. Wegen ihres zirpenden Gesangs galten sie im antiken Griechenland als dem Gott Apollo geweihte Tiere.
Sogar in der Bibel werden die umherspringenden Sechsbeiner mehr als 30-mal erwähnt. In Deutschland zählt die Deutsche Gesellschaft für Orthopterologie aktuell 90 Heuschreckenarten. Grundsätzlich lassen sich diese in Lang- und Kurzfühlerschrecken einteilen. Zur ersten Gruppe gehören beispielsweise Grillen und das Grüne bzw.
Große Heupferd, zur zweiten Gruppe die meisten Grashüpfer. Aufgrund seiner Artenvielfalt, der Individuendichte und der großen Zahl gefährdeter Spezies stuft der NABU nach umfangreichen wissenschaftlichen Studien das Naturschutzgebiet Höltigbaum hinsichtlich der Heuschreckenfauna als überaus wertvoll ein. Auf etwa 60 Hektar konnten 56 Prozent aller in Hamburg vorkommenden Heuschrecken-Arten nachgewiesen werden, wovon 50 Prozent gemäß der sogenannten Roten Liste als bestandsbedroht gelten.
Die warmen Septembertage lassen die mindestens 17 Arten auf dem Höltigbaum noch einmal kräftig umherschwirren und nach Partnern suchen. Singen im menschlichen Sinne können Heuschrecken indes nicht. Sie hören sich je nach Art ratternd, schnarrend, zirpend oder schwirrend an. Das Grüne Heupferd beispielsweise erzeugt seine lauten Doppeltöne, indem es feine Zähnchen an der Unterseite des linken Vorderflügels gegen eine Kante an der Oberseite des rechten Vorderflügels streicht. Der Gesang ist bis zu 100 Meter weit hörbar. Die Männchen sind ab dem späten Nachmittag bis etwa zwei Uhr nachts aktiv.
Erst unterhalb von etwa 16 Grad wird das Werben um eine Partnerin eingestellt. Gute Aussichten also, dass der Heuschrecken-Herbst noch ein paar Tage andauert und viele Rahlstedter die bezirzenden Open-Air-Konzerte genießen können – zum Nulltarif. Bis diese Insekten-Generation dann für immer verstummt.