MEIENDORF 80 Stufen geht es hinauf auf den Turm der geschlossenen Thomaskirche. Es ist dunkel und eng, das letzte Stück führt über eine mit Taubenkot verschmutzte Leiter. Unter den drei Glocken der Meiendorfer Kirche liegt ein alter, schmutziger Holzkasten.
„Vor etwa 20 Jahren lebte hier schon einmal ein Turmfalke“, sagt Werner Jansen vom Nabu Rahlstedt. Sein Kollege Jens Dreyer hat einen nagelneuen Holzkasten nach oben geschleppt. Doch wohin mit dem Nistplatz für den Raubvogel? Die Fenster sind mit Brettern und Metallgittern verschlossen. Trotzdem sind irgendwie drei Tauben in den Glockenturm gelangt.
„Wir müssen hier Probleme lösen“, sagt Jens Dreyer. Ein Loch müsste gesägt werden, dazu eine Halterung für den etwa zwei Kilogramm schweren Falkenkasten. Und: „Die Tauben müssen raus, der Falke rein. Durch den Taubenkot besteht sonst für die Jungtiere Gefahr durch Salmonellen und Milben“, erklärt der Nabu-Aktivist.
Das bedeutet: Der Glockenturm muss ausgemistet und gereinigt werden, bevor der Falkenkasten montiert werden kann. „Wir sind guter Hoffnung, dass hier bald Turmfalken brüten werden“, sagt Werner Jansen. Dann geht es inklusive dem alten Kasten wieder nach unten. Gerade rechtzeitig – neun Glockenschläge dröhnen durch den Turm nach unten.
Dem Turmfalken macht das nichts aus, obwohl er sonst sehr lärmempfindlich ist. „Die Tiere wissen, dass die Glocken keine Gefahr sind“, erklärt Jens Dreyer. Turmfalken nisten auf hohen Bäumen oder in alten Gebäuden. Beide Männer sind sicher, dass es in Meiendorf Falken gibt.
„Im Sommer hat ein Paar auf einem Lichtmast in zehn Metern Höhe am Höltigbaum genistet. Drei Jungtiere wurden dort aufgezogen“, sagt Werner Jansen. Das neue Domizil im Turm wird nicht von Dauer sein. Die Kirche wird dem Vernehmen nach abgerissen und das Gelände verkauft. Vermutlich werden dort Wohnungen gebaut. „Wir retten den Falkenkasten dann rechtzeitig“, so Jansen.
