31. März 2021
Ausgabe Rahlstedt

Höltigbaum: Gedenkfeier trotz Corona

Kranzniederlegung für Opfer der NS-Militärjustiz

Blumen erinnern an die erschossenen Deserteure Foto: Glitz

RAHLSTEDT Eigentlich hatte das Bündnis Hamburger Deserteursdenkmal zu seiner jährlichen Veranstaltung im Gedenken an die Opfer der NS-Militärjustiz ins Haus der Wilden Weiden eingeladen. Diese musste Corona-bedingt abgesagt werden. Statt-
dessen kam es zu einer kleinen Zeremonie im Freien an der Gedenktafel am Neuen Höltigbaum.

„Für uns herrscht Mundschutzpflicht!“, gaben die Organisatoren noch vor Beginn bekannt. Außerdem waren die Mindestabstände auf dem Fußweg mit Kreide aufgemalt, die Veranstaltung war auf 25 Teilnehmer begrenzt. Rund 40 Minuten dauerte die Veranstaltung mit kurzen Redebeiträgen, Blumen wurden niedergelegt.
NS-Kriegsgerichte sprachen wegen Fahnenflucht und Wehrkraftzersetzung insgesamt 30.000 Todesurteile gegen Soldaten und zivile Helfer. 70 Prozent wurden vollstreckt. In Hamburg wurden Deserteure im Untersuchungsgefängnis Holstenglacis enthauptet oder ab 1940 am Standortschießplatz Höltigbaum erschossen.

Die Exekutionskommandos kamen aus den umliegenden Rahlstedter Kasernen. 150 Erschossene sind namentlich bekannt, vermutlich waren es aber mehr als doppelt so viele. Die letzte Exekution fand noch am 28. April 1945 statt. Erst nach dem Abzug der Bundeswehr in den 90er-Jahren habe es eine erste Gedenktafel gegeben, wurde in einem Redebeitrag kritisiert. Auch heute gebe es noch Deserteure, vornehmlich unter den Geflüchteten.
Der Gedenkort am Neuen Höltigbaum entstand Ende 2003 und umfasst jetzt eine Tafel, einen Stolperstein für den erschossenen Herbert Klein und eine kleine Grünanlage, um die sich der Rahlstedter Kulturverein kümmert. Der Gedenkort soll umgestaltet werden: Die Erklärtafel steht nämlich derzeit noch an der Straße. Und erinnert an ein Bushaltestellenschild, wie ein Redner kritisierte. Das Bündnis möchte außerdem eine weitere Straße in der Jenfelder Au nach einem Deserteur benennen.

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