28. Mai 2022
Langenhorn

Schüler sprechen über den Krieg

Podiumsdiskussion im Gymasium Hummelsbüttel

„Wer gewinnt den Krieg?“ Iryna Kulyk (l.), Dr. Martin Dietze und Melanie Hussinger bei der Podiumdiskussion in der Pausenhalle des Gymnasiums Hummelsbüttel Foto: Jaeger

LANGENHORN Am 24. Februar startete Russlands Diktator Wladimir Putin den brutalen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Drei Monate später ist immer noch kein Ende abzusehen. Die internationale Nachrichtenagentur Reuters schätzt die Verluste auf bisher 58.000 Tote und Verletzte, darunter viele Zivilisten.

Mehr als 14 Millionen Menschen flüchteten ins europäische Ausland, darunter rund 600.000 nach Deutschland. 15.000 kamen nach Hamburg.

Bei einer Podiumsdiskussion in der Pausenhalle des Gymnasiums Hummelsbüttel hörten vor einigen Tagen mehr als 100 Schüler und Schülerinnen der 10. bis 12. Klassen aufmerksam zu, als Ukraine-Experten über den aktuellen Stand des Kriegsgeschehens berichteten. Die wichtigste Frage: Wer wird den Krieg gewinnen?

„Das kann noch länger dauern“, glaubt Dr. Martin Dietze, 1. Vorsitzender des Deutsch-Ukrainischen Kulturvereins e.V.. Ziel des von einer Gruppe Deutscher und Ukrainer im Jahr 2015 gegründeten Vereins ist es, die Ukraine, ihr Volk und ihre Kultur den Menschen in Deutschland näher zu bringen.
Neben Dietze saß Melanie Hussinger, wissenschaftliche Mitarbeiterin von der Helmut-Schmidt-Universität in Hamburg. Schwerpunkte ihrer Arbeit sind Praktiken des Erinnerns und Gedenkens in der ehemaligen UdSSR und Russland, der Stalinismus und seine Aufarbeitung. Frage an Melanie Hussinger: „Wie denken die Bürger in Russland über den aktuellen Krieg?“ Antwort: „Putins Propaganda wirkt auf die meisten Bürger.“

Großes Interesse zeigten die Schüler/-innen, als Iryna Kulyk mit Unterstützung einer Übersetzerin von ihrer Flucht aus ihrer Heimatstadt Zaporizhzhia erzählte.

Die von ihrem Mann geschiedene Bauingenieurin, die viele Jahre in einer Stahlschmelzfabrik arbeitete, flüchtete kurz nach Kriegsausbruch mit ihrer Mutter und ihrer vierjährigen Nichte in Richtung Westen. Ausschlaggebend war der Einschlag russischer Raketen am 4. März im nahegelegenen Atomkraftwerk Saporischschja im Süden des Landes.

„An diesem Tag hatten wir alle große Angst“, erinnert sich Iryna Kulyk. Die kleine Familie flüchtete ein paar Tage später mit der Eisenbahn über Warschau nach Deutschland.
Seit dem 11. März lebt Iryna mit Mutter und Nichte sowie 700 weitere Flüchtlinge in einem ehemaligen Hotel in der Hamburger Innenstadt. Zu ihrer Tochter Julia (19), einer in Polen lebenden Studentin, hat sie telefonischen Kontakt, zu ihrem Bruder Alexander in der Heimat auch.

„Es gefällt mir gut in Hamburg“, versichert Iryna Kulyk. Am 20. Juni wird sie an einem Integrationskurs teilnehmen, außerdem will sie schnellstmöglich die deutsche Sprache erlernen. Aber sie hofft, eines Tages wieder in die Ukraine zurückkehren zu können: „Wenn der Krieg endlich vorbei ist.“

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