ROTHENBURGSORT Nachdem das Helfer-Team bereits zwei dramatische Umzüge von Entenwerder an die Marckmannstraße und von dort zum Billwerder Neuen Deich erleben musste, läuft der aktuelle Mietvertrag im April wieder aus. Die Rothenburgsorter Tafel bangt nun um ihren Standort.
Jede Woche werden 1600 Menschen vom Helfer-Team mit gespendeten Lebensmitteln versorgt. „Die Anzahl der bedürftigen Menschen ist durch die Corona-Pandemie noch einmal stark angestiegen“, betont Bernd P. Holst, Leiter der ehrenamtlichen Organisation, die Produkte aus Supermärkten entgegennimmt, die nicht mehr verkauft werden können, weil sie kurz vor dem Ablaufdatum stehen oder nicht mehr den Anforderungen des Verkaufs entsprechen.
Die Nutzer der Ausgabestelle haben jetzt Angst, „wieder ohne diese für uns absolut wichtige Hilfe dazustehen“, betont eine alleinerziehende Mutter mit vier Kindern, die nicht wüsste, wie sie ihre Familie ohne die Tafel satt bekommen würde.
Für sein Engagement bekannt, hat Holst bereits alle Kanäle angefragt, darunter auch die Kommunalpolitik, um rechtzeitig einen Ersatz für die Räume im Eingangsbereich des ehemaligen Branntweinmonopols zu finden. „Es kann ja nicht sein, dass wir als ehrenamtliche Helfer immer wieder um einen Standort für unsere Arbeit betteln müssen“, meint das Team, das für die zuvor leer stehenden Räume am Billwerder Neuen Deich Miete an die Stadt zahlen muss.
Beim Bezirksamt Mitte nachgefragt heißt es, der Vertrag könne maximal noch um ein bis drei Monate verlängert werden. Die Begrenzung der Miet- und Nutzungsdauer auf zunächst nur ein Jahr sei aber abgesprochen gewesen und ein dauerhafter Standort bisher nicht gefunden worden.
„Die bauliche Neuordnung des Gesamtareals und damit wohl auch der Abriss der beiden durch die Tafel genutzten Gebäude ist ein mehrjähriger Entwicklungsprozess“, der jetzt anstehe, erklärt Sorina Weiland vom Bezirksamt. Eine Halle, die auf dem Areal des Branntweinmonopols erhalten bleiben soll, könne allerdings für den Stadtteil eventuell in Zukunft von Nutzen sein.
Für die Rothenburgsorter Tafel ist das keine greifbare Perspektive, denn einen längeren Ausfall beim Verteilen der Lebensmittel, dürfe es mit Blick auf die aktuelle Notlage der Menschen auf gar keinen Fall noch einmal geben: „Viele Anwohner hier im Stadtteil, die in Quarantäne sind, werden von uns beliefert und haben oft nichts mehr im Kühlschrank, wenn wir kommen“, sagen die Helfer.
