ROTHENBURGSORT Mit einer durchaus ironischen Bootstaufe und gemeinsamem Grillen hat der Ruderverein Bille auf die Ideen zum neuen Gewerbegebiet auf der Billeinsel reagiert.
Andreas Görtz ist der Vereinschef. Er wird deutlich: Der Ruderverein Bille komme im Siegerentwurf der aus dem Workshopverfahren für die Billeinsel (das Wochenblatt berichtete) überhaupt nicht vor. Nur das zweitplatzierte Architekturbüro aus Köln habe die Wassersportler noch im Blick. Auch mit dem Workshopverfahren an sich ist Görtz unzufrieden.
Zur Erinnerung: Auf der Billeinsel will die Hafencity-Tochter Billebogen-Gesellschaft schrittweise ein Gewerbegebiet für hochpreisige Produktion entwickeln.
Dorothee Halbrock vom Hallo:-Verein im Kraftwerk am Bullerdeich kommt mit Kolleginnen, Politiker aus der Bezirksversammlung (so der Grünen-Fraktionschef Manuel Muja, Sonja Lattwesen und Theresa Jakob von den Linken). Inzwischen wird ein abseits liegendes Motorboot in den Mittelpunkt gerückt. Vier Frauen von Hallo: mit hochgestellten Rudern in rot-weiß-blauen Vereinsfarben nehmen Aufstellung, die Bootstaufe beginnt, während der neue Name an den Bug des ehemaligen Rettungsboots gepinselt wird: „Bruns B. Bambi“. Die Taufzeremonie endet mit einem lauten „Wir bleiben hier!“ Gegen wen sich die Szene richtet, liegt auf der Hand: Chef der Billebogen Entwicklungsgesellschaft mbh & Co. KG (BBEG) ist Jürgen Bruns-Berentelg, zugleich an der Spitze der Hafencity-GmbH.
BBEG-Sprecherin Henrike Thomsen erklärt, es gebe einen Dialog mit dem RV Bille unter Berücksichtigung auch der Interessen anderer Wassersportvereine am Billebecken gemeinsam mit dem Bezirk. Dieser fließe in die städtebauliche Planung ein. Der Bezirk habe eine Machbarkeitsuntersuchung für ein neues, allen interessierten Wassersportvereinen an der Bille offen stehendes Wassersportzentrum in Auftrag gegeben. Dazu würden zwei Standorte entlang des nördlichen Uferbereichs des Billebeckens näher geprüft. Ergebnisse, so Thomsen, sollen Ende 2021 vorliegen.

Die Wettbewerbsbeiträge sind bis 5. September im HafenCity InfoCenter Kesselhaus Am Sandtorkai 30, zu sehen: Di–So 10–18 Uhr, Eintritt frei
Mehr echtes Gespräch
Es stimmt nachdenklich, dass Billebogen-Chef Bruns-Berentelg offensichtlich noch nicht zum Telefon gegriffen hat, um den RV Bille anzurufen. Nichts spräche dagegen, sich auf diesem Weg an der Grünen Brücke anzukündigen und das direkte Gespräch zu suchen. Aber nein: Huldvoll wird dargetan, der RV Bille könne sich am Online-Dialog zum neuen Gewerbegebiet beteiligen. Andersherum wird ein Schuh daraus: Die Ruderer waren nämlich schon da, als es BBEG und Hafencity-GmbH noch gar nicht gab.Jeder, der sich halbwegs mit menschlicher Kommunikation auskennt, weiß genau: Wenn einer das Gefühl hat, nicht mitgenommen zu werden, muss der andere das ernst nehmen. Und es ist – um es deutlich zu sagen – schnurz, ob das Gefühl „richtig“ oder „falsch“ ist. Tut man das nicht, wird es ärgerlich werden.
Frank Berno Timm