ROTHENBURGSORT Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) und Hamburger-Energiewerke-Chefin Kirsten Fust gaben noch vor dem Jahreswechsel den Auftakt für den Bau eines saisonalen Aquiferwärmespeichers auf dem Gelände des Kraftwerks Tiefstack.
Die Idee ist eigentlich einfach: Was in der Industrie an Wärme entsteht, wird im Sommer in mehr als 1000 Metern Tiefe gespeichert und im Winter wieder hochgepumpt und für Fernwärme genutzt.
Umweltsenator Jens Kerstan erklärte, bis 2030 wolle Hamburg den CO2-Ausstoß um 70 Prozent reduzieren. Dafür soll verstärkt Wärme genutzt werden. Im selben Jahr soll im Kraftwerk Tiefstack der bisherige CO2-Ausstoß durch die Kohleverwertung komplett ersetzt sein, industrielle Abwärme nicht mehr verpuffen.
Die Idee ist nun, die Wärme in 1300 Metern Tiefe in einer Gesteinsschicht zu speichern, die „Glinder Sande“ genannt wird. „Wir betreten Neuland“, so Kerstan, das Jahr 2022 habe gezeigt, welche Bedeutung Versorgungssicherheit hat, Energieversorgung will der Senator aus eigener Kraft bewältigt sehen.
Kirsten Fust, Geschäftsführerin der Hamburger Energiewerke, bezeichnete den neuen, saisonalen Aquiferwärmespeicher als sehr großes Reallabor. Das Prinzip des Speichers ist nach ihren Erklärungen einem Schwamm ähnlich. „Träger“ der gespeicherten Wärme ist Wasser aus der Tiefe, das sich durch die Wärmespeicherung von 45 auf 80 Grad erhöht, gerechnet wird mit 10.000 Kubikmetern Spei-chergröße. Die Technik sei „sehr sauber“, sie spare, wenn alles funktioniert, jährlich 1400 Tonnen CO2-Emission, bis 2024 wird nun eine Erprobung laufen. Und: „Wir hoffen, auch für Schleswig-Holstein Erkenntnisse zu gewinnen“. Kerstan bekräftigte, durch den Speicher sei die Trinkwasserversorgung Hamburgs „in keinster Weise“ gefährdet.
Laut Projektleiterin Kerstin Müller bleibt die Wärme drei Monate an ihrem Platz. Nach weiteren drei Monaten wird sie – wiederum drei Monate lang – gefördert. Grundwasser bleibe unberührt, das Wasser aus der Tiefe sei „sehr versalzen“, es könne zu Ausfällungen (also sich niederschlagendem Salz) kommen. Es gehe um ein „großes Experiment“.
Mit Helm, Schutzweste und -brille zogen die Teilnehmer der Pressekonferenz dann zum eigentlichen Bohrpunkt und konnten beobachten, wie eine Art Bohrrohr in die Tiefe gedreht wurde. Weitere lagerten an Ort und Stelle.