3. Juni 2023
Horn

„Wir helfen, wenn andere wegschauen“

Beratungsstelle Momo fungiert als soziales Netz

Dennis Baumann hilft, wenn Ratsuchende nicht mehr weiter wissen Foto: Timm

HORN Hierher kann jeder kommen und wird – grundsätzlich – kostenlos beraten. Die heute zum Gesundheitsamt des Bezirks gehörende Beratungsstelle Momo ist Anlaufstelle, wenn es nicht mehr weitergeht.

Michael Endes Roman „Momo“ (1973) gab der Beratungsstelle in der Washingtonallee den Namen. Vorn versammeln sich Wartende, über eine kleine Treppe erreicht man die Büros, in denen Leiter Dennis Baumann und seine Kollegin (demnächst wird eine dritte Stelle besetzt) Ratsuchende empfangen. „Wir sind das letzte soziale Netz. Wir helfen, wenn andere wegschauen“, sagt Baumann.

Zu ihnen kommen jeden Tag Menschen, die in großen Schwierigkeiten stecken. Es geht um das Arbeitslosengeld (ALG), das Jobcenter und manchmal sogar darum, den Wohnraumverlust abzuwenden, berichtet Baumann. Täglich führt er sechs bis sieben Gespräche, und manchmal klingeln auch einfach Leute draußen an der Tür. Eigentlich diente der Warteraum am Eingang auch als Treffpunkt mit Getränken, Zeitungen und Büchern. Wegen der Pandemie war das nicht mehr möglich, soll aber wieder entstehen.

Apropos Pandemie: Seit Corona hat Baumanns Beratungsstelle „deutlich mehr mit Familien“ zu tun. Durch die Energiekrise haben viele Geldsorgen, gerade für Alleinerziehende sei es schwer. Menschen mit Migrationshintergrund gehören ebenfalls zu den Besuchern, etwa die „Ghana-Community“. Sie haben nicht nur Sprachprobleme, sondern finden sich auch mit dem System nicht zurecht. „Immer wieder kommen aufenthaltsrechtliche Fragen“, erzählt Baumann. „Wenn einer sein Aufenthaltsrecht verliert, „frieren alle Sozialleistungen sofort ein“. Reichen existierende Beratungsstellen denn aus? „Es gibt viel zu wenig Angebote“, so Baumann, und: „Es ist viel zu wenig bekannt, wo es Hilfe gibt.“ Baumanns Besucher kommen vor allem aus Bill stedt und Horn, teilweise auch aus den Randgebieten. „Es gibt keine Zugangsvoraussetzungen“, betont er, es bestehe Schweigepflicht, und er müsse seine Arbeit auch nicht dokumentieren. Eigene Notizen werden, wenn ein Fall abgeschlossen ist, vernichtet. Auch fremdsprachige Beratung ist möglich. Baumann bittet um Terminvereinbarung per Tel. unter 040 / 655 27 54.

Beratungsstelle Momo Washingtonallee 62, Bus 213, U-Bahn Legienstraße

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