8. Juli 2020
Horn

Gedenkort für die Euthanasie-Opfer

Bezirksversammlung zieht an einem Strang

So sah ein Teil der vorübergehenden Gedenk-Installation von Bergfedorfer Schülern aus Foto: Grüne

ROTHENBURGSORT In der Bezirksversammlung Mitte gibt es gleich zwei Anträge, die ein gemeinsames Ziel haben: Schaffung eines dauerhaften Gedenk-ortes für das Kinderkrankenhaus Marckmannstraße, in dem während der NS-Zeit mehr als 100 Säuglinge und Kleinkinder durch Euthanasie starben.

Wie die Grünen-Bezirksfraktion mitteilt, soll nun im Herbst ein interfraktionelles Vorgehen beraten werden.Während der eine Antrag von Grünen und Linken stammt, haben sich für den anderen die „Regierungsfraktionen“ CDU, SPD und FDP zusammengefunden. Beide beziehen sich auf eine im Herbst vor dem Gebäude Marckmannstraße 129a aufgebaute, temporäre Gedenk-Installation. Die Initiative dafür war seinerzeit von Bergedorfer Schülern ausgegangen, die ein Krankenhausbett mit stilisierten Figuren geschaffen hatten, das an das Euthanasie-Leid der Kinder erinnern sollte.

Trotz mehrjähriger Bemühung sei eine Fläche für einen dauerhaften Gedenkort auf dem Grundstück des ehemaligen Krankenhauses nicht gegeben, heißt es. Allerdings machen beide Anträge darauf aufmerksam, dass die temporäre Gedenkstätte von November 2019 bis März sehr gut aufgenommen worden sei. Es habe keinerlei Vandalismus gegeben, viele Besucher aus dem Stadtteil kamen „und zeigten sich äußerst berührt von der Geschichte, die auf einer kleinen Informationstafel nachlesbar und mit dem Kinderbett eindrücklich symbolisiert war“.

Das ehemalige Kinderkrankenhaus darf nicht mit der Schule am Bullenhuser Damm verwechselt werden. Am 20. April 1945 waren dort in der damaligen Außenstelle des KZ Neuengamme 20 Kinder, die zuvor zu „Menschenversuchen“ missbraucht worden waren, zusammen mit ihren vier ebenfalls inhaftierten Betreuern bestialisch ermordet worden. Die dortige Gedenkfeier zum
75. Jahrestag war wegen Corona auf 2021 verschoben worden.

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