HORN/HAMM Seit der Sperrung der U2/U4 zwischen Legienstraße und Rauhes Haus fahren Ersatzbusse. Nun gab es Ärger wegen eines Busunternehmens, das von der Hochbahn beauftragt wurde. Die Firma ist auch für die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH) unterwegs.
Die Ersatzbusse gehören der Firma Umbrella. Bei der Hochbahn gingen seit Mai im Kundendialog 131 Beschwerden mit Bezug auf diesen Verkehr ein, wie den Antworten des Senats auf eine kleine Anfrage der Bürgerschaftsabgeordneten Heike Sudmann (Die Linke) zu entnehmen ist. Am häufigsten seien das Kapazitätsangebot, Fahrtenausfälle, Verspätungen und Unhöflichkeit der Fahrer bemängelt worden. Mangelnde Sprachkenntnisse der Fahrer kommen laut Senatspapier dazu. Laut Senat sind Umbrella-Busse, die auf dieser Strecke eingesetzt werden, bis zu 16 Jahre alt und mit der Abgasnorm EURO V EEV unterwegs. Heike Sudmann erklärt, es würden nicht klimatisierte Busse genutzt, auch Fahrtzielanzeigen seien nicht die Regel.
Was unternimmt die Hochbahn?
Hochbahn-Sprecher Christoph Kreienbaum betont, Heike Sudmann irre, wenn sie glaube, dass die Hochbahn Qualitätsmängel akzeptiere. Seit Mitte Juni griffen auch die Vorgaben wie mindestens drei Doppeltüren am Bus, Klimaanlage oder Rollstuhlplatz: „Wenn das nicht erfüllt wird, behalten wir uns Kürzungen in den Zahlungen vor.“ Außerdem gebe es wöchentlich Gespräche „auf Geschäftsführungsebene“. Kreienbaum macht aber auch darauf aufmerksam, dass nicht jedes wünschenswerte Qualitätsmerkmal für diesen Schienenersatzverkehr zwingend notwendig sei: „Wichtig ist vor allem, dass wir den Fahrgästen eine zuverlässige Beförderung anbieten.“ Mit eigenen Mitteln kann die Hochbahn den Schienenersatzverkehr Legienstraße-Rauhes Haus laut Kreienbaum nicht leisten.
Auch auf Linien der Ver-kehrsbetriebe Hamburg-Holstein (zum Beispiel 12, 29, 15) ist Umbrella unterwegs, zum Teil auch mit eigenen Fahrzeugen. Seit Anfang 2023, teilt VHH-Sprecherin Christina Sluga auf Anfrage mit, gebe es „zum Teil Schwierigkeiten in der Erfüllung der vertraglich festgehaltenen und zu erbringenden Leistungen“, deswegen sei der Austausch mit Umbrella nochmals intensiviert worden. Und: Die Fremdvergaben sollen ohnehin reduziert werden, die VHH habe eigenes Personal einstellen können.
Fahrer nehmen jetzt Deutschunterricht
Umbrella-Geschäftsführer Toralf Müller bekräftigt, sein Unternehmen sei an die Bedingungen der Ausschreibung von Hochbahn und VHH gebunden. Dazu gehöre eben auch der Einsatz von deutschsprachigem Personal. In den vergangenen Wochen sei der Krankenstand allerdings erhöht gewesen, deswegen wurden „zu einem geringen Teil“ Fahrer eingesetzt, die der deutschen Sprache nur unzureichend mächtig waren. Umbrella schickt sie aktuell zum Deutschunterricht und bezahlt die Kosten. Von den etwa 60 eingesetz-ten Linienbussen hätten derzeit lediglich sieben keine Klimaanlage. Deren Austausch habe sich durch nicht eingehaltene Liefertermine bei Neufahrzeugen zudem verzögert.
Kommentar: Bitte weiter denken!
Wer ist eigentlich Umbrella? Die Firma hat ihren Hauptsitz in Prag, fährt nicht nur Stadtverkehr, sondern ist auch für ein großes Fernbusunternehmen unterwegs.
Wer sich ein bisschen in der Brache auskennt, weiß, dass für Schienenersatzverkehre häufig Fremdunternehmen engagiert werden, es gibt sogar Firmen, die komplett darauf spezialisiert sind.Aber es fehlen Fahrer.
Man muss nur ins Netz schauen; es ist ein bundesweites Problem.Für Hamburg könnte es, wenn nicht schnell jemand auf eine gute Idee kommt, ziemlich eng werden. Schließlich will die Stadt mit dem „Hamburg-Takt“ (alle fünf Minuten eine Fahrgelegenheit in erreichbarer Nähe) den ÖPNV drastisch ausbauen; was Hamburg nur gut tun kann.
Deshalb muss weiter gedacht werden, auch von der Politik. Die Hochbahn gehört zu 100 Prozent, die VHH mehrheitlich der Hansestadt. Wie wäre es mit einem „Springerpool“ aus Fahrern und Linienbussen, den alle entsprechenden Unternehmen nutzen können? Kann die – ja öffentlich sichtbare – Werbung für Fahrer noch ausgebaut werden?
Wohlgemerkt: Öffentlicher Nahverkehr ist Daseinsvorsorge. Dafür muss man Geld in die Hand nehmen. Manchmal auch viel. Am Ende haben aber alle was davon.