HORN/BILLSTEDT Was passiert, wenn die Bretter, die die Welt bedeuten, plötzlich leer sind? Keine Zuschauer, keine Schauspieler, keine Proben, keine Premieren, kein Schlussapplaus. Stattdessen ein leerer Saal. Das Coronavirus bringt kleine Theater in Existenznot.
Das kleine Hoftheater in Horn ist für die beiden Theaeterleiterinnen Petra Behrsing und Claudia Isbarn eigentlich so etwas wie ihr zweites Wohnzimmer. „Wenn wir unser leeres, stilles Theater betreten, sind wir in erster Linie sehr, sehr traurig“, sagt Claudia Isbarn, „Alle Pläne, was diese und auch die nächste Spielzeit betreffen, sind wie Seifenblasen, die ganz schnell zerplatzen können. Das Schwierige an dieser Situation ist die Ungewißheit. Wann dürfen wir wieder spielen? Welche Einschränkungen wird es geben, Mindestabstand, Mundschutzpflicht? Ein Theater braucht einen gewissen Vorlauf, um spielfähig zu sein. Das ist kein Geschäft, in dem man die Tür aufschließt und los geht’s.“ Da müssen Bühnenbilder gebaut werden, die Schauspieler müssen proben, selbst das ist im Augenblick nicht möglich. Am 5. Juni wollte das kleine Theater eigentlich mit seinem Publikum das 35-jährige Bestehen feiern. Eine große Gala war geplant – und der Höhepunkt der Saison, eine Premiere, die viele Zuschauer anlocken sollte: „Der Tatortreiniger“ nach der beliebten Fernsehserie.
Doch die Theatermacherinnen sind entschlossen, die NDR-Kultserie auf die Bühne des kleinen Hoftheaters zu bringen, wenn auch später.
Ganz ähnlich die Lage im Theater das Zimmer an der Washingtonallee. Auch hier gibt es eine Doppelspitze mit Sandra Kiefer und Lars Ceglecki. Die beiden leidenschaftlichen Schauspieler haben sich mit dem Zimmer einen Lebens-traum erfüllt. Das Haus ist gut besucht und entwickelte sich prächtig – bis das Coronavirus alles stoppte. „Wir haben unser Team in Kurzarbeit geschickt“, sagt Ceglecki. Die finanzielle Not ist groß, es fehlen die Einnahmen. Doch das Stammpublikum hält die Treue: Das Zimmer hat Soli-Tickets herausgebracht, Zuschauer können Tickets kaufen für Vorstellungen, die nicht stattfinden. Eine tolle Idee, über die sich Spender auf der Internetseite des Theaters genauer informieren können: www.theater-das-zimmer.de. Online-Angebote macht das Zimmertheater nicht, denn, so Ceglecki, „dafür ist Theater nicht gemacht, besonders bei uns ist das Publikum Teil der Vorstellung, wir leben vom Kontakt mit den Zuschauern.“
Das gilt auch für das Sprechwerk Hamburg, auch hier gibt es Kurzarbeit. Aber zudem viel Hoffnung, denn in Hamburg werden die Theater nicht im Regen stehen gelassen. Die Kulturbehörde hilft mit Finanzspritzen: „Insgesamt kann ich sagen, dass die Hamburger Theater sich glücklich schätzen können einen so kompetenten Kultursenator zu haben,“, sagt Konstanze Ullmer, Intendantin vom Sprechwerk. Claudia Isbarn vom Hoftheater bringt es auf den Punkt: „Wir lassen uns von einem Virus, wie schlimm es auch sein mag, unseren Lebenstraum Theater nicht zerstören!“

in dem Stück „Komplize“
Foto: Patrick Bieber