HAMMERBROOK Das Projekt, im historischen Kraftwerk Bullerdeich ein gemeinnütziges Handwerks- und Künstlerprojekt zu schaffen, ist gefährdet, bevor es richtig angefangen hat.
Es ist ein riesiges Gelände: Alte Industriehallen, ein zweites Gebäude mit mehreren Etagen und ebenso historischen Räumen, ein Verbindungsbau und ein weiterer, noch für Kraftwerkszwecke genutzter, Gebäudeflügel. Hier, an der Ecke Anton-Ree-Weg/Bullerdeich, soll eigentlich das Quartier des „Werks“ entstehen: ein gemeinnütziges Handwerker- und Künstlerprojekt, initiiert aus dem Hallo:-Verein, der hier seit Jahren Kultur- und Stadtteilarbeit macht.
Eigentlich hatte es im Frühsommer so ausgesehen, als könne der Traum wahr werden: Mit fünf Millionen Euro Zuschüssen vom Bund und noch einmal vier Millionen von der Stadt Hamburg waren die Ideen in greifbare Nähe gerückt (das Hamburger Wochenblatt berichtete). Doch ob es noch etwas wird, ist derzeit nicht sicher.
Hallo:-Sprecherin Nina Manz berichtet nämlich, kürzlich habe man erfahren, dass es Ende 2020 einen Eigentümerwechsel gegeben habe. Dabei lag schon vorher ein „Letter of Intent“ für das sogenannte Zählerwerk (mit 4000 Quadratmetern) auf dem Tisch. Der Eigentümer habe angeboten, die Maschinenhalle mit einer Fläche von knapp 4000 Quadratmetern zu vermieten. „Das haben wir geprüft“, so Nina Manz. Vor wenigen Wochen gab es dann das Mietangebot nicht mehr. Eigentlich wollen die Hallo:-Leute wenigstens einen Teil des Kraftwerks kaufen, davon ist gar nicht mehr die Rede.
Das bedeutet: Die neun Millionen Euro Fördermittel sind gefährdet. Sie sind nämlich laut Nina Manz an das Gemeinwohlprinzip des neuen Werks gebunden. „Der Ton hat sich verschärft“, sagt Sprecherin Manz, Verhandlungen auf Augenhöhe seien nicht möglich.
Soweit die Hallo:-Leute wissen, soll das Gelände anders verwertet werden. Auf dem Zwischenbau, in dem die Schaltzentrale (der Mittelpunkt des Vereins) sitzt, solle eine Privatklinik entstehen. Das klingt ähnlich wie die Pläne für das Gewerbegebiet rund um die Schule am Bullenhuser Damm, wo hochpreisige Produktion angesiedelt werden soll (das Hamburger Wochenblatt berichtete).
Nina Manz verbindet den Bericht vom derzeitigen Stand mit einer ziemlich grundsätzlichen Kritik. Die „Wohnungskrise“ Hamburgs sei auch eine Gewerbe- und Bodenkrise: „Hamburg hat es nicht geschafft, die Preise zu deckeln.“
Nun läuft eine Kampagne, um das Projekt zu retten. Eine Petition sei von 150 wichtigen Erstunterzeichnern unterschrieben worden. Kunst und Kultur sei nichts, was man sich einkaufen könne, sagt Manz. Aus dem Bezirksamt Mitte, das auf Stadtseite beteiligt ist, hieß es zunächst nur, man werde „im Rahmen unserer Möglichkeiten“ nichts unversucht lassen. Die neuen Eigentümer haben auf eine schriftliche Anfrage des Wochenblatts bislang nicht reagiert.
https://weact.campact.de/petitions/hallo-kraftwerk-bille-hamburg-gmbh-zeit-fair-zu-verkaufen