5. März 2023
Hamm

Einblicke in die Begräbniskultur

Ausstellung zum Alten Hammer Friedhof

Die Hammer Kirche auf einer historischen Aufnahme vom Friedhof ausgesehen Foto: Stadtteilarchiv

HAMM Vor genau 100 Jahren wurde der Alte Hammer Friedhof an der Dreifaltigkeitskirche wegen seiner geschichtlichen und künstlerischen Bedeutung unter Denkmalschutz gestellt. Zu diesem Jubiläum zeigt das Stadtteilarchiv eine Ausstellung, die die Bedeutung des Friedhofs würdigt und Bilanz zieht: Wie ist es heute um seinen Denkmalschutz bestellt?

Die Liste der auf dem Historischen Hammer Friedhof Bestatteten liest sich wie ein „Who is who“ der Hamburger Oberschicht. Bedeutende Persönlichkeiten, die das soziale, kulturelle und politische Leben ihrer Zeit entscheidend prägten, fanden hier ihre letzte Ruhestätte. Unter ihnen befinden sich allein sieben Senatoren, darunter ein Bürgermeister, außerdem ein Senatssyndikus sowie fünf Abgeordnete der Hamburgischen Bürgerschaft. Freiheitskämpferinnen und -kämpfer aus der Zeit der Napoleonischen Kriege sowie der Revolution von 1848/49 schließen sich an.
24 der auf dem Friedhof bestatteten Personen waren Mitglieder der Hamburgischen Gesellschaft zur Beförderung der Künste und nützlichen Gewerbe (heute Patriotische Gesellschaft von 1765), dem organisatorischen Mittelpunkt und Motor der Aufklärung in Hamburg.

Kunsthistorisch bedeutsam ist der alte Grabmalbestand mit 14 erhaltenen Denkmälern, die noch aus dem 18. Jahrhundert stammen. Sehenswert sind die hochwertigen kalligraphischen Inschriften der Gruftplatten aus dieser Zeit. Signaturen des über Hamburg hinaus bekannten Bildhauers und Steinmetzes Cornelius Conrad Preu garantieren die Qualität und Virtuosität der Ausführung.

Grabsteine mit Geschichte

Eine weitere Werkstattsignatur stammt von dem Steinmetzmeister G. C. Remé. Von der Grabstele der Catharina Wilhelmina Louisa Engelbach wird das klassizistische Relief des Bildhauers Landolin Ohnmacht im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg aufbewahrt, der zugehörige Grabstein des Steinmetzes Joachim Peter Wittgreff befindet sich noch auf dem Friedhof. Ein Zeitgenosse charakterisierte Wittgreff als „einen Künstler in seinem Fach“.

Von dem namhaften Architekten Alexis de Chateauneuf wurde schließlich die Gruft der Familie Sieveking entworfen und ausgeführt. Das Bronzerelief einer der beiden Einstiegsöffnungen schuf und signierte der Frankfurter Bildhauer Eduard Schmidt von der Launitz. Ihr Pendant, das Relief mit den Familienwappen, hat der Hamburger Bronzegießer Georg Widmann mit seinem Namen versehen.

1693 fand die Weihung der „Ham und Hörner Kirche zur Heiligen Dreyfaltigkeit“ statt und um den Fachwerkbau wurde ein Friedhof angelegt. Die Initiative ging von wohlhabenden Hamburger Bürgern aus, die in Hamm oder Horn Landhäuser besaßen und den Bau auch weitgehend finanzierten. Prestigeträchtig waren die Bestattungen im Kircheninneren, die jedoch 1829 aus hygienischen Gründen verboten wurden. 1899 wurde der Alte Hammer Friedhof geschlossen und 1923 unter Denkmalschutz gestellt.

Winfried Prehn hat über fast zwei Jahre die Gräber zu allen möglichen Tageszeiten fotografiert, damit die Inschriften zu lesen sind. Er recherchierte in verschiedenen Archiven, um weiterführende Infos zu erhalten.

Ausstellung noch bis zum 25. Mai, Stadtteilarchiv Hamm Sievekingdamm 3, Mo–Do, 10–15 Uhr, zusätzlich Di 17–19 Uhr

Blick auf eine der historischen Grabplatten Foto: Winfried Prehn

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