18. August 2023
Farmsen

Erlebnis einer Bramfelder Autofahrerin

Unter Zeitdruck? Paketfahrer verweigerte Hilfe nach kleinem Unglück

Graben

Der blaue Ford Turnier im Graben der Straße Langenbeern Foto: tel

FARMSEN „Menschlich ist das eine glatte Sechs“, so lautet die Bewertung von Verkehrsexperte Andreas Gätcke, seines Zeichens Leiter Prävention und Verkehr beim PK 36 (Ellernreihe).

Das Wochenblatt hatte den Ersten Polizeihauptkommissar mit einem von Leserin Carmen Werner (59) erlebten Vorfall konfrontiert. Die Bramfelderin, Vorstandsmitglied des Berner Kleingartenvereins 591 „Berner Au“, befuhr kürzlich die schmale Straße Langenbeern zu ihrem Verein, als sie vor sich den Wagen eines Paketdienstes bemerkte. Dieser war so abgestellt, dass man ihn nicht passieren konnte. „Also versuchte ich, auf eine Einfahrt auszuweichen. Dabei rutschte mein Wagen auf dem feuchten Untergrund weg und landete mit dem rechten Vorderrad im Graben.“ Der Paketbote habe sie dann bemerkt und die Fahrertür ihres blauen Ford Turnier aufgerissen. Auf ihre Bitte zu helfen, reagierte er aber abweisend: „Keine Zeit, ich muss weiter, hat er mir in gebrochenem Deutsch geantwortet – und weg war er. Ich lag völlig geschockt quer auf den Vordersitzen“, schilderte Carmen Werner.

Zum Glück hatten Anwohner das Unglück bemerkte, befreiten die Fahrerin und zogen anschließend den Ford mit einem Pkw am Abschleppseil aus dem Graben. Das Wochenblatt wollte von der Polizei wissen, wie die Sache rechtlich zu bewerten sei. „Es handelt sich hier nicht um eine Fahrerflucht, weil es kein Unfall mit mehreren Beteiligten war sondern lediglich ein sogenannter Eigenunfall. Es ist dabei ja kein Schaden an fremdem Gut entstanden. Und unterlassene Hilfeleistung? „Der Fall ist grenzwertig. Hier stellt sich die Frage: War die Fahrerin handlungsunfähig? Eine Verletzung lag offensichtlich nicht vor, und es drohte wohl auch keine weitere Gefahr. Man hätte die Polizei oder die Feuerwehr in diesem Falle informieren können, aber nicht müssen.“ Gätcke weiter: „Rein menschlich gesehen, war das Verhalten des Paketzustellers natürlich eine Sechs, aber strafbar hat er sich wohl nicht gemacht.“

Nur eine kleine Schramme an der rechten Schürze ihres Wagens vom Touchieren des Grabens erinnert Carmen Werner inzwischen noch an den Vorfall. „Leider habe ich in der ganzen Aufregung vergessen, mich bei den Leuten zu bedanken, die mich aus dem Wagen und das Auto aus dem Graben gezogen haben.“

Werner
Mit dem Schrecken davon gekommen: Kleingarten-Vorstandsfrau Carmen Werner Foto: tel

Auch interessant