17. Februar 2023
Farmsen-Berne

Viele haben Angst vor der Zukunft

Bürgerverein lud zur Podiumsdiskussion

(v. r.): Thomas Iwan (Linke), Dennis Paustian-Döscher (Grüne), Tom Hinzmann (SPD), Gastgeber Konny Neumann, Thomas Ritzenhoff, Daniel Valijani (FDP), Ralf Niemeyer (CDU), Dietmar Wagner (AfD) Foto: tel

FARMSEN-BERNE Ein ehrgeiziges Unterfangen des Bürgervereins Farmsen-Berne und ein hochkarätig besetztes Podium mit Vertretern der in der Bezirksversammlung vertretenen Parteien und dem Bezirksamtsleiter Thomas Ritzenhoff: Am vergangenen Sonntag ging es in der Aula des Gymnasiums Farmsen um die Problemzonen des Stadtteils.

Es ging um die geplante Flüchtlingsunterkunft Am Luisenhof, den Umbau des Berner Heerwegs, die Verkehrssituation rund um den U-Bahnhof Farmsen, den Neubau der Schwimmhalle Farmsen, Probleme mit der Infrastruktur (Ärzte, Einkaufen, Sport- und Freizeit-Möglichkeiten), die Planungen zum ehemaligen Deponiegelände Neusurenland und einen Sportplatz für die Schulen am Bramfelder Weg. Die meiste Kritik handelten sich Lokalpolitik und Verwaltung erwartungsgemäß in Sachen Flüchtlingspolitik ein. Während der Bürgerverein hier eine „nachvollziehbare Gleichbehandlung aller Stadtteile Hamburgs“ fordert, wiesen die meisten Parteienvertreter auf die Zwangslage durch den Ukraine-Krieg hin: Die Stadt müsse derzeit praktisch jede zur Verfügung stehende Fläche für die Unterbringung von Flüchtlingen nutzen.

Der Bezirksamtsleiter wies denn auch darauf hin, dass bezirkliche Einflussmöglichkeiten nur bei wenigen Themenfeldern – etwa beim Jugend- und Sportangebot und dem Verkehr – überhaupt möglich seien. Und vielen anwesenden Bürgern schien die Zwangslage nicht mehr zu vermitteln zu sein. Fast hatte man den Eindruck, als ob Podium und Auditorium unterschiedliche Realitäten wahrnähmen – laut Kritik aus dem Plenum: lange Wartelisten der Sportvereine für die einheimische Jugend, 60 Kinder, die kein Wort Deutsch verstünden, in einer Kita-Gruppe, fehlende Betreuer und Lehrer, dazu zahlreiche Einbrüche und Diebstähle im Stadtteil – es klang nach geschwundenem Vertrauen in die Politik. „Wir haben Angst davor, wie es noch werden könnte“, brachte es eine Erzieherin auf den Punkt und erntete heftigen Applaus. Doch für Lösungen oder Perspektiven schien der Sonntag Vormittag bei zwei Stunden Zeit thematisch ein wenig überfrachtet zu sein.

Der Bürgervereinsvorsitzende zog dennoch eine positive Bilanz: „Ich habe fast 90 Teilnehmer gezählt. Wir werden dieses Gesprächsformat sicherlich fortsetzen“, resümierte Konny Neumann.

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