11. Dezember 2021
Farmsen-Berne

Riesenzoff im Bürgerverein

Vorsitzende wollen sich gegenseitig abwählen

Umstrittener Vorsitzender: Jens Dreyer Fotos: tel

FARMSEN/BERNE Beim Bürgerverein Farmsen-Berne (rund 500 Mitglieder) brennt kurz vor Weihnachten der Baum: Wenige Wochen nach seiner Wahl soll der 1. Vorsitzende Dr. Jens Dreyer (55) in einer vom früheren Vereinsboss Hans-Otto Schurwanz (79) eilends einberufenen außerordentlichen Mitgliederversammlung abgewählt werden.

Dreyer wiederum will als Gegenschlag die Abwahl von Schurwanz (2. Vorsitzender) auf die Tagesordnung setzen lassen. Schurwanz hatte den Bürgerverein zusammen mit Brigitte Friedrich (82) fast ein Vierteljahrhundert lang geleitet. Mit der Wahl von Dreyer, die erst am 17. September erfolgt war, sollte eine umfassende Verjüngung eingeleitet werden. Stattdessen scheint schon nach kurzer Amtszeit Dreyers das Porzellan gründlich zerschlagen zu sein. Spätestens am Volkstrauertag kam es zu nachhaltigen Irritationen innerhalb des Vereinsvorstandes.

Traditionell wird an diesem Tag auf Einladung des Bürgervereins am Farmsener Kupferteich-Denkmal der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft gedacht. Diesmal sagte Dreyer die Veranstaltung mit Hinweis auf die Pandemie kurzfristig per Mail ab, ohne sich – laut Schurwanz – zuvor mit dem Vorstand ins Benehmen gesetzt zu haben.

Schurwanz erfuhr dennoch von der Absage und schickte Brand-Mails an die Mitglieder, um Dreyers Absage eine Absage zu erteilen. Ergebnis: Die Veranstaltung fand im üblichen Rahmen statt, nur Dreyer fehlte.

Den nächsten Fauxpas leistete sich Dreyer nach Ansicht seines Stellvertreters bei der Behandlung der „Jugendprobleme“ rund um die ehemalige Jugendfreizeitlounge am Berner Heerweg (das Wochenblatt berichtete): Dreyer soll –wieder ohne ein nötiges Mandat des Vorstands – die Besetzung eines kleinen runden Tisches bestimmt haben, während sein Vertreter noch an einer „großen“ Lösung arbeitete. Auch soll sich Dreyer abfällig zur Arbeit früherer Vorstände geäußert haben.

Gegenüber dem Wochenblatt spricht Dreyer von einem „schweren Zerwürfnis zwischen Herrn Schurwanz und mir“, das sich sehr negativ auf den Verein und seine externe Wahrnehmung auswirke. Schurwanz habe „jegliche Vermittlungsversuche negiert, wohl wissend um seine altgediente Position und deren abschreckende Wirkung“.

Den Vereinsmitgliedern erklärte Dreyer schriftlich, das Vertrauensverhältnis zwischen ihm und dem 2. Vorsitzenden sei „der maßen gestört, dass eine weitere Zusammenarbeit nicht mehr möglich“ sei. Das Ende vom Lied: Schurwanz beantragte eine außerordentliche Mitgliederversammlung, auf der Dreyer – vermutlich in der Woche nach Weihnachten – abgewählt werden soll. Als Interimslösung hat sich nach Informationen des Wochenblatts der bisherige 1. Vorsitzende Konny Neumann (75) zur Kandidatur bereit erklärt.

Große Verdienste imsozialen Bereich

Die Probleme des Bürgervereins können dem Stadtteil und seinen Bewohnern nicht gleichgültig sein. Der Verein und sein Sozialwerk haben sich große Verdienste im sozialen Bereich erworben. So wird beispielsweise gemeinsam mit der Evangelischen Kirchengemeinde der Farmsener Tisch für sozial Benachteiligte, insbesondere Familien betrieben. Das Strandbad Farmsen verdankt seine Existenz zu einem Gutteil dem Bürgerverein.

Und auch in der Lokalpolitik haben die Repräsentanten immer wieder hörbar ihre Stimme erhoben. Ausdruck der erfolgreichen wie segensreichen Arbeit des Vereins war nicht zuletzt die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Brigitte Friedrich.

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