FARMSEN-BERNE Ein Teilnehmer glaubte eine aggressiv-feindliche Stimmung im Saal zu spüren: In der vergangenen Woche informierte der evangelische Kirchengemeinderat (KGR) Farmsen-Berne über seinen Beschluss, die Berner Friedenskirche mittelfristig (bis etwa 2026) zu entwidmen und zusammen mit den weiteren Gebäuden (Gemeindehaus, ehemaliges Pfarrhaus) des Kirchengrundstücks zwischen Berner Allee und Lienaustraße abzureißen (das Wochenblatt berichtete).
Pastorin Anke Cassens-Neumann vergatterte zunächst die Presse („Keine Fotos auf dem Kirchengrundstück“) und übernahm anschließend die undankbare Aufgabe, die womöglich finanziell alternativlose, aber unter Gemeindemitgliedern absolut unpopuläre Entscheidung zu erläutern.
Auf der Gegenseite hatte sich die Abriss–„Opposition“ um die Mathe-Lehrerin Almut Lenz eingehend vorbereitet und präsentierte einen achtseitigen Brandbrief zur Situation in der im Jahr 2000 vereinten Doppelgemeinde. Cassens-Neumann argumentierte mit nackten – zweifellos dramatischen – Zahlen. Danach begann die Finanzkrise bereits 2005. Zwischenzeitlich – von 2005 bis 2016 – sprang ein Trägerverein ein.
Dann aber kam es ganz dicke: Die Landeskirche stufte die Gemeinden in A-, B- und C-Standorte ein. Der Weiterbetrieb von mindestens 35 % der Hamburger Kirchengebäude stand und steht in Frage – natürlich besonders die C-Standorte, zu denen auch Berne gehört. Hatten die beiden Gemeinden Farmsen und Berne im Fusionsjahr 2000 laut Cassens-Neumann noch rund 11.000 Mitglieder, so reduzierte sich die Zahl im Jahr 2022 in „FarBe“ auf nunmehr 6.500. Die Sanierungsbedürftigkeit vor allem des Berner Gemeindehauses zusammen mit Preissteigerungen bei Bau und Energie brachten ursprüngliche Pläne – Abriss nur des Gemeindehauses, Kita-Neubau und eine zurückhaltende Wohnbebauung – zu Fall.
Nach den jüngsten Plänen wird auf dem rund 3800 Quadratmeter großen Kirchengrundstück zwischen Berner Alle und Lienaustraße Tabula Rasa gemacht: Der Kirchengemeindeverband (vier Gemeinden zwischen Rahlstedt und Farmsen) als Eigentümer der Immobilien will dort ab 2026 knapp 40 Wohnungen in drei Gebäuden errichten.
Die Kritiker des Planes werfen dem Gemeinderat und -verband vor, nicht alles zur Rettung der Kirche getan zu haben, zum Beispiel zu einem „Fund-Raising“ aufzurufen oder anderweitig Fördergelder zu generieren. Sie haben schon rund 1200 Unterschriften gegen den Abriss gesammelt und fordern unter anderem ein Moratorium bei der Planung vor einer endgültigen Entscheidung und der (noch nicht vorgenommenen) Entwidmung der Kirche.
Pastorin Cassens-Neumann versprach, die achtseitige Kampfschrift mit allen Fragen auf der nächsten Gemeinderatssitzung zu behandeln und anschließend eine neuerliche Gemeindeversammlung einzuberufen. Mit diesem Versprechen ging die Versammlung schließlich doch noch friedlich auseinander.
