BERNE In der Berner Friedenskirche trafen sich in der vergangenen Woche Kritiker des aktuellen Beschlusses zur Aufgabe des Gotteshauses.
Das war scharfer Tobak: „Die Entscheidung ist hinter verschlossenen Türen gefallen. Die Gemeinde wurde nicht beteiligt.“ „Wir wurden über den Tisch gezogen“ und „Wir bluten hier aus für Farmsen.“ Gemeint war der Beschluss des Kirchengemeinderats, die Berner Friedenskirche und das Gemeindehaus an der Lienaustraße 6 ab 2026 aufzugeben und die frei werdenden Flächen für Wohnungsbau zur Verfügung zu stellen. Die Entscheidung war im vergangenen September gefallen. Vorher war immer von Umbauplänen die Rede gewesen: Nur das Gemeindehaus sollte abgerissen werden.
Jetzt trafen sich Gegner des neuen Planes – Abriss des gesamten Gemeindekomplexes inklusive Kirche und Gemeindehaus – in der Kirche mit Kristina Sassenscheidt, Geschäftsführerin des Denkmalvereins Hamburg.
Was viele Berner Bürger – nicht nur Kirchenmitglieder – keinesfalls verstehen: Warum steht die Farmsener Erlöserkirche unter Denkmalschutz, die Berner Friedenskirche aber nicht? Liegt es vielleicht daran, dass das Berner Gotteshaus bedauerlicherweise während der Nazizeit errichtet wurde?
Dabei entdeckt man an und in dem Gebäude keinerlei Hinweise auf eine totalitäre Gesinnung. Im Gegenteil: „Viele Gemeindemitglieder finden die Friedenskirche mit ihrem Backsteinmauerwerk viel gemütlicher. Deshalb kommen hier auch mehr Menschen in die Gottesdienste als in die Erlöserkirche“, sagt Kritikerin Almut Lenz, von Beruf Mathe-Lehrerin. Und auch der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Lars Pochnicht bedauert die Abriss-Pläne: „Ich bin hier getauft worden, meine Kinder auch.“
Als nächstes wollen die Kritiker einen Förderverein zur Rettung der Kirche gründen. „Die Friedenskirche prägt Berne seit über 80 Jahren und ist für viele Menschen ein wichtiger Bezugspunkt. Aus sozialen, baukulturellen und ökologischen Gründen sollte man sie in die Planung für das zukünftige Quartier einbeziehen und gemeinsam mit der Nachbarschaft nach alternativen Nutzungs- und Finanzierungskonzepten suchen. Bundesweit gibt es bereits zahlreiche Beispiele für gelungene Kirchenumnutzungen“, so Kristina Sassenscheidt vom Denkmalverein. Auch der Gemeindekirchenrat ist offensichtlich bereit, sich mit den Kritikern ausein-
ander zu setzen (siehe Kasten).

Stellungnahme des Kirchenbeirates
„Der schwere und für uns alle schmerzhafte Beschluss, den der Kirchengemeinderat treffen musste, die Friedenskirche und das Gemeindehaus mittelfristig abzureißen (frühestens 2026), wurde bereits auf der Gemeindeversammlung im September 2022 ausführlich dargestellt und begründet, die Argumente im letzten Gemeindebrief ausgeführt.
Im Gespräch bleiben, informieren und Konzepte über 2026 hinaus miteinander bedenken – all das ist uns auf unserem gemeinsamen Weg als Gemeinde in diesen herausfordernden Zeiten wichtig. Wir informieren gern noch einmal persönlich am Donnerstag, 20. April, 19.00 Uhr, im Gemeindehaus Berne (Lienaustraße 6).“
Wollen die Friedenskirche retten: Almut Lenz (l.) und Kristina Sassenscheidt Foto: tel