24. September 2021
Ausgabe Eppendorf

U5-Gegner sind für eine Stadtbahn

Alternative wäre deutlich kostengünstiger

Die U5 soll mit vollautomatischen Zügen auch die City Nord anbinden
Illustration: Hamburger Hochbahn

HAMBURG  Am Ende des Jahres soll mit dem Bau der längsten U-Bahnlinie begonnen werden, die in Hamburg seit Jahrzehnten geplant wurde, der U5, die Bramfeld und Steilshoop mit Alsterdorf, Winterhude, Uhlenhorst, St. Georg und der Innenstadt verbinden soll und von dort weiter unter dem Grindelviertel über Hoheluft zum UKE und durch Lokstedt nach Hagenbecks Tierpark sowie über Stellingen zu den Arenen geführt wird.
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Eine rund 25 Kilometer lange Strecke mit 23 neuen Haltestellen. Die Hamburger Hochbahn rechnet mit rund 180.000 Menschen, die eine bessere Anbindung ans Schnellbahnnetz erhalten und mit rund 270.000 täglichen Fahrgästen (das Wochenblatt berichtete). So ist der Plan, – der nicht bei allen Hamburgern Begeisterung auslöst.
Kritiker halten die U5 für keine gute Idee. Stellen der neuen U-Bahnlinie ein Stadtbahnnetz mit 20 Linien gegenüber. Ihre Argumente für die Stadtbahn (Straßenbahn): wesentlich preiswerter als U-Bahnen, insbesondere als die U5, deutlich schneller realisierbar, umweltfreundlicher und nur oberirdisch, daher für die Fahrgäste angenehmer, während die U5 tiefer als die vorhandenen U-Bahnlinien unter der Erde fahren wird.
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Befürworter der U5 halten dagegen, dass nur eine U-Bahn den öffentlichen Personenverkehr in einwohnerstarken Stadtteilen wie Steilshoop, Winterhude, St. Georg oder Hoheluft bewältigen kann. Die U5-Gegner glauben allerdings, dass ein dichtes Stadtbahnnetz das mit vielen Ost-West-Strecken und einem minütlichen Zeittakt auch schaffen kann. „Hamburg hat die Verkehrswende im Schienenverkehr verschlafen. Viele europäische Städte zeigen, dass moderne Stadtbahnen sehr leistungsfähig sind“, findet Straßenbahn-Fan Henri Gabriel, der den enormen Tunnelbau für die U5 nicht nur für sehr teuer, sondern auch wegen des vielen Betons, der verbaut werden muss, für umweltschädlich hält.

ÖPNV wächst stark

Da in Hamburg der Druck auf den ÖPNV angesichts wachsender Beförderungszahlen wächst, müsse die Stadt schnell handeln, so Gabriel. Die U5 wird voraussichtlich erst in den 2030er Jahren fertiggestellt. Klaus Tüpker, ebenfalls leidenschaftlicher Stadtbahnverfechter, glaubt sogar, dass die U5 nie fertig wird. Kostenschätzungen und Zeitpunkt der Fertigstellung mussten in den letzten Jahren bereits nach oben korrigiert werden. Tüpker hält die U5 für „unnötig und überdimensioniert“. Außerdem wirft er der Politik vor, eine Abwägung zwischen U5 und Stadtbahn habe nie stattgefunden. Die Entscheidung für neue U-Bahnlinien und gegen die Stadtbahn, die die Regierung aus CDU und Grünen propagiert hatte, traf die SPD unter Olaf Scholz. Nicht nur Tüpker, auch die CDU bewertet diese Entscheidung als eine politische und nicht aus sachlichen Gründen getroffen.

Kontroverse Diskussion

Ihr Verkehrsexperte Richard Seelmaecker fordert die SPD daher auf, „reinen Tisch zu machen“ und die Zukunft des Schienenverkehrs nur unter sachlichen Kriterien zu bewerten. Die Stadtbahn bleibt eine gute Option. Die U5 lehnen die Christdemokraten aber nicht ab. Ole Thorben Buschhüter, Verkehrsexperte der SPD, will die Stadtbahn „nicht für alle Zeiten ausschließen“, lehnt es aber ab, jetzt eine Diskussion über die Stadtbahn als Alternative zu führen. „Wer es mit dem Schienenverkehr ernst meint, darf nicht immer neue Zeichnungen machen“, so Buschhüter. Auch für die Grünen bleibt die Stadtbahn „perspektivisch“ eine Option. Nur die Linken unterstützen die U5-Gegner, ohne wiederum den U-Bahnbau ganz auszuschließen.

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