26. Juni 2021
Rotherbaum

Ungewöhnliche Ideen für die Synagoge

Entwürfe für den Wiederaufbau

Wie die Splitter nach einem Einschlag will Anna Martens Gebäude über den früheren Bornplatz verteilen
Foto: BTU Cottbus

ROTHERBAUM Die Idee eines Wiederaufbaus oder Neubaus der Bornplatz-Synagoge am Grindelhof zieht weite Kreise. Im Wintersemester 2020/21 haben sich sogar Studierende aus Cottbus mit dem Vorhaben der Jüdischen Gemeinde in Hamburg beschäftigt und fünf ganz verschiedene und teilweise ungewöhnliche Entwürfe erarbeitet, die auch für einige Wochen in Hamburg zu sehen waren.
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„Wir gucken, was in der Welt passiert und wählen daraus ein Semesterthema“, erläutert Professor Per Pedersen von der Brandenburgisch Technischen Universität Cottbus (BTU Cottbus). Im Wintersemester war das Thema beim Lehrstuhl für Bauen und Entwerfen die geplante Synagoge in Hamburg, auch weil die Studierenden sich in Corona-Zeiten von dem Freiraum am Grindel, in dem die Synagoge realisiert werden soll, ohne Auflagen ein Bild machen konnten. So sollte denn auch nicht die Architektur einer neuen Synagoge, sondern die städtebauliche Setzung des Gebäudes im Mittelpunkt der Arbeiten stehen.
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Verschiedene Entwürfe
Von den fünf Studierenden entschieden sich zwei für einen Abriss des Bunkers, um den ganzen früheren Bornplatz mit einem von Innenhöfen geprägten sakralen Gebäude mit Ausrichtung nach Jerusalem (Nadin El-Hauary) beziehungsweise mit einem Campus für die jüdische Gemeinde und großzügigem Vorplatz (Paul Fricke) zu bebauen. Bei Frickes Entwurf bleibt das Mosaik von Margit Kahl erhalten. Sarah Al-Masoud will den Bunker stehen lassen, der profanen Nutzungen der jüdischen Gemeinde dienen soll, und setzt die Synagoge genau an die Stelle, wo die zerstörte stand. Eine ungewöhnliche Idee stellt Patricia Cott vor. Sie will den Synagogen-Neubau auf den Bunker setzen. Um die Synagoge zu erreichen, muss dann erst der Bunker, quasi die dunkle Vergangenheit, durchschritten werden. Das Mosaik von Margit Kahl bliebe in der Mitte des Platzes unverändert. Die Zerstörung der Synagoge steht ganz sichtbar im Mittelpunkt des Entwurfs von Anna Martens. Wie Splitter der Zerstörung nach einem Einschlag verteilt sie Gebäude über den ganzen früheren Bornplatz. Die Mitte bleibt frei. Der Sakralraum verjüngt sich nach oben.

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