9. September 2022
Hoheluft-Ost

Sozial Wohnen in den Falkenried-Terrassen

Erfolgreiche Selbstverwaltung seit Jahrzehnten

Der Hochbunker aus dem Zweiten Weltkrieg mit Eingang zur „Bunkerterrasse“ Foto: Haas

HOHELUFT-OST  Nur zu Fuß kommen sie heim, auf Gehwegen durch die selbst angelegten Grünzonen. Heute sind die 324 Sozialwohnungen der Mietergenossenschaft Falkenried-Terrassen begehrt. Seit 2013 stehen die Häuserzeilen unter Denkmalschutz.

Zuvor wehrt sich eine Mieter-Ini gegen Abrisspläne der Stadt des zu lange vernachlässigten Arbeiterquartiers, erbaut 1890-1903. Studenten besetzen Wohnungen, pflegen Kontakt mit Nachbarn: Familien, Künstler, Menschen in Not, Migranten aus zig Nationen.

„Seit 51 Jahren lebe ich hier und will nie mehr woanders wohnen“, sagt Sabine Schwabro. „Ein Abendblatt-Bericht über den Abrissplan sorgte für Bewegung. Dann bekamen wir auch viel Zuspruch von außen.“ Der Senat lenkt ein, kauft die Wohnungen von SAGA und GWG, beschließt die Sanierung und überträgt den Besitz an die Lawaetz-Gesellschaft. 1988 wird die Mietergenossenschaft gegründet. Während der Grunderneuerung der Häuser von 1992 bis 1998 müssen Mieter umquartiert werden. Sie beteiligen sich aktiv an der Umgestaltung, achten auch auf ökologische Aspekte. Heute sind die Wohnungen gedämmt, haben neue Fenster, Bäder und WC. Zur WC-Spülung dient Regenwasser aus der Zisterne. Ob Schimmel, Hausschwamm, marode Treppen oder Fenster: Alles wird bewältigt im Dialog mit Architekten und Handwerkern. Auch 15 größere Familienwohnungen entstehen.

Am buntbemalten Hochbunker sitzt Almuth Gross. Sie wohnt nicht hier, ist seit 17 Jahren eine von drei hauptamtlichen Teilzeitkräften in Büro und Haustechnik. „Alle Aufgaben in Vorstand und Gremien der Genossenschaft übernehmen Mieter ehrenamtlich“, sagt Gross. Schlosserei und Glaserei sind Gemeinschaftsräume. Im Bunker gibt’s einen Musik-raum für Bands, unterstützt vom Bezirk sowie eine Lagerfläche für die Mieter.

„Wir können hier wohnen bleiben“, freuen sich die Anwohner. Auf Schildern danken die Mieter allen Hamburgern und den Behörden „für die Hilfe zur Erhaltung dieses Wohnquartiers.“ Eines dieser angefertigten Schilder zeigt, wie Löwe und Falke vor Freude tanzen.

Info: www.falkenried-terrassen.de

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