11. November 2022
Gross Borstel

Fundstück zur Dorfgeschichte

Schulschließung vor 130 Jahren

Borsteler Urgestein Richard Jäger kümmert sich nicht nur um Aktuelles, nebenbei studiert er auch die Dorfgeschichte  Foto: Haas

GROß BORSTEL Im Sommer vor 130 Jahren wütete zuletzt die Cholera in Hamburg, weil das Trinkwasser ungefiltert aus der Elbe entnommen wurde. Damals war Groß Borstel tatsächlich noch ein Dorf.

Robert Koch kam als Bakteriologe nach Hamburg und war erschüttert: „Ich vergesse, dass ich mich in Europa befinde.“ Zur Abwehr der Epidemie im Dorf fand Richard Jäger den Bericht in der Kollauer Chronik: „Am 29. August 1892 verlas der Vorsitzende der Gemeinde-Versammlung eine Anzeige des Schullehrers Albert, dass an jenem Tage von 237 Schülern nur 64 zur Schule gekommen und die übrigen wegen Choleragefahr gefehlt hätten. Man beschloss, die Schule bis auf weiteres zu schließen.

Sämtliche Einwohner wurden aufgefordert, die Klosetts, Rinnsteine und dergl. zu desinfizieren. Als am 6. September die Gefahr von Eppendorf her sich vergrößerte, wurde der Wächter Eggers an der Grenze als Kontrolleur aufgestellt, um alle Passanten aus Hamburg auf Cholera zu untersuchen. Wie Eggers diese schwierige Aufgabe gelöst hat, ist nicht bekannt. Jedenfalls hat er sein Amt trefflich verwaltet. „Denn die Cholera hat unseren Ort nur gestreift. Am 20. September wurde die Schule wieder eröffnet. Aber die Not in der Stadt war groß. Der Kommunal-Verein beschloss, 150 Mark aus seiner Kasse herzugeben, und er erließ am 29. September einen Aufruf an die Borsteler, Beiträge zu stiften, indem er sich als Ausschuss zur Unterstützung der Notleidenden in Hamburg bildete“, zitiert Richard Jäger aus der Geschichte der Gemeinden Gross Borstel an der Tarpe, Lokstedt in der Waldvogtei und des Kollauer Freihofes, veröffentlicht im Jahre 1922.

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