EPPENDORF/ALSTERDORF Sie bestellen ein Fahrrad bei einem Fahrradverleih – und es kommt zu Ihnen vor die Haustür wie von Geisterhand bedient ohne Fahrerin oder Fahrer. Nach Gebrauch radelt es ohne Menschenkraft ganz allein zurück. Die Szene aus einem Science-Fiction-Roman? Nein, ganz konkrete Planung und schon halbwegs Wirklichkeit.
Zwei junge Eppendorfer haben ein selbst fahrendes Fahrrad entwickelt, das „velo autonomus“, und könnten mit dieser Idee Ende Mai Bundessieger bei Jugend forscht im Bereich Technik werden. Zwei Wettbewerbe, einen regionalen in Hamburg und den Landeswettbewerb Hamburg haben sie bereits gewonnen. Außerdem erhielten die jungen Forscher den Sonderpreis für außergewöhnliche Zukunftstechnologie aus dem Bereich der Elektrotechnik der HAW.
Die Idee hatten Julian Jochens (19) und Moritz Ahrens (18) unabhängig voneinander. Vor zweieinhalb Jahren trafen sie sich in einer Oberstufen-Projektgruppe des Heilwig Gymnasiums, das sie damals beide besuchten, und begannen gemeinsam die Idee des selbst fahrenden Fahrrads umzusetzen. Die Elektronik hatten sie bald entwickelt: ein Mini-Computer im Gepäckträger steuert das Rad, in Gang gesetzt durch eine Handy-App. Das velo autonomus ist mit einem selbstentwickelten modularen Software-System ausgestattet, das seine Dynamik und Skalierbarkeit gewährleistet. Es verfügt über Stereo-Kameras, Microcontroller und ein eigenes WLAN-Netzwerk. Um Fahrradwege und Verkehrszeichen erkennen zu können, sind auf dem velo autonomus verschiedene Machine-Learning-Modelle und Bildverarbeitungsalgorithmen installiert. So kann das Rad nicht nur selbsttätig fahren, sondern auch klingeln, blinken, bremsen. Als „große Her-ausforderung“, so Jochens, erwies sich dagegen ein eher mechanisches Problem: das Anbringen von Stützrädern, die das Rad im Gleichgewicht halten. Doch auch dies konnten die beiden Tüftler lösen, die noch ein Ziel vor Augen haben: das velo autonomus soll auch ohne Fernsteuerung fahren können. Den Juroren der Wettbewerbe, bei denen Jochens und Ahrens antraten, reichte jedoch die bisherige Ausfertigung, um sie zu Siegern zu küren.