21. April 2023
Eppendorf

Bezirksamtsleiter mit Nacktfoto erpresst

Michael Werner-Boelz: „Es bleibt nur die Scham“

Auch beim Jahresempfang der Grünen war die Erpressung Thema Foto: Grell

BARMBEK Der Bezirksamtsleiter für Hamburg-Nord, Michael Werner-Boelz (56), tappte im Internet in die Falle von Cyber-Kriminellen und wurde um 50.000 Euro erpresst.

Diese Summe sollte er zahlen, damit weder Chatverläufe noch ein Nacktfoto von ihm in den Umlauf gebracht werden. Doch der Bezirksamtsleiter zahlte nicht und entschied sich stattdessen, Anzeige bei der Polizei zu erstatten und den Vorfall öffentlich zu machen.

Leicht sei ihm das nicht gefallen und „mir ist das alles natürlich wahnsinnig peinlich“, betonte Werner-Boelz, der heute auch nicht mehr verstehen kann, wie er auf die Kriminellen hereinfallen konnte.

Er möchte auch anderen den Rat geben, die Scham zu überwinden und die Straftat zur Anzeige zu bringen. Doch wie konnte es überhaupt zu diesem Vorfall kommen? Irgendwann am Anfang des Jahres bekam Michael Werner-Boelz eine Freundschaftsanfrage einer fiktiven jungen Frau, hinter der vermutlich eine ganze Bande von Cyber-Kriminellen steckt, und hatte sich auf einen wochenlangen Chat eingelassen. Beide hätten ein digitales persönliches Vertrauen aufgebaut, „das auch einvernehmliche sexuelle Handlungen beinhaltete“, so die offizielle Erklärung zu dem Fall vom Bezirksamt-Nord. Michael Werner-Boelz hatte Nacktfotos der Dame empfangen und am Ende auf Anfrage auch selber ein Nacktfoto verschickt.

„Ein großer Fehler”, wie sich schon kurz nach dem Versenden des Bildes herausstellte. Löschen konnte er die ganze Angelegenheit jetzt leider nicht mehr, denn das Foto war bereits gesichert und zu Ostern traf dann auch prompt der erste Erpresserbrief mit der Forderung einer Zahlung in Höhe von 50.000 Euro bei Werner-Boelz ein. „Keiner kann sich vorstellen, was ich seitdem durchgemacht habe“, greift der Grünen-Politiker das Thema auch beim Jahresempfang seiner Partei auf. Für seine Offenheit und das Vorgehen in diesem Fall, erhält er jede Menge Beifall von seinen Parteigenossen.

Man könne das Ganze „ja auch mit ein wenig Galgenhumor sehen“, so Isabel Permien, die Vorsitzende der Bezirksversammlung Hamburg-Nord, im Rahmen der Begrüßung, „wenn du noch elf weitere Fotos zu Verfügung stellst, kann daraus gleich ein Kalender werden“. Dem Bezirksamtsleiter ist aber nicht so wirklich zum Lachen zumute, denn offensichtlich ist er einem ganzen kriminellen Netzwerk zum Opfer gefallen. Das Ganze hat sogar einen professionellen Namen: „Sextortion“ (eine Zusammensetzung aus den Wörtern Sex und Extortion) ist eine Masche, bei der heimlich aufgezeichnete Videos oder Bilder Intimitäten dokumentieren, mit denen die Opfer anschließend erpresst werden. Aktuell kümmert sich die Polizei um den Fall. Michael Werner-Boelz, der schon einmal mit der „Einzelhaus-Debatte“ Schlagzeilen machte und für den „es absolut kein leichter Schritt ist, das Ganze einzugestehen“, bleibt nur die Scham. Die Polizei betont, dass die Fälle von Cyberkriminalität zugenommen hätten und man unbedingt vorsichtig sein müsse. „Ich habe aus diesem Fall gelernt“, so Werner-Boelz.

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