WANDSBEK/BRAMFELD Touristen, Sportler, Schüler, Einzelhändler oder Kulturschaffende: Die Liste derjenigen, die schmerzlich von
den Schutzmaßnahmen gegen die Corona-Pandemie betroffen sind, ist lang. Gänzlich unvorbereitet traf es auch sämtliche deutschen
Austauschschüler im Ausland. Leonie Lübbert aus Bramfeld musste ihren USA-Aufenthalt bei ihrer Gastfamilie in Florida Hals über Kopf beenden.
Über das Erlebte hat sie sich inzwischen so ihre Gedanken gemacht. „Ich hatte schon immer den Wunsch, ein Jahr in den USA zu verbringen“, sagt die 16-Jährige.
Eine Freundin gab ihr den entscheidenden Tipp: Das Parlamentarische Patenschaftsprogramm von Deutschem Bundestag und dem US-Kongress.
Nach einem Bewerbungsmarathon einschließlich eines Auswahlgespräches mit der Wandsbeker SPD-Bundestagsabgeordneten
Aydan Özoguz kam dann für Leonie grünes Licht. „Mir fiel ein Stein vom Herzen. Und ich hatte echt Glück“, sagt die Stadtteilschülerin.
Sie kam ins sonnige Florida, wohnte zehn Minuten entfernt vom Strand und kam mit der Gastfamilie bestens zurecht:
„Das sind Demokraten, keine Trump-Anhänger“, erzählt die 16-Jährige. Man habe viel unternommen, unter anderem zahlreiche
Besuche in Disneyland. Gewöhnungsbedürftig: Täglich Fastfood, jeder Weg wurde mit dem Auto gemacht, Anti-Amok-Übungen an der Schule.
Nach sieben glücklichen Monaten in Florida schlug dann eine E-Mail wie eine Bombe ein: Abbruch und Rückkehr wegen Corona.
„Wir haben das einfach nicht verstanden. Damals gab es in Deutschland viel mehr Fälle als in den USA“, sagt Leonie Lübbert.
Heute sehe sie das anders: „Meine Eltern haben sich Sorgen gemacht. Und ich bin froh, dass wir in Deutschland ein
zuverlässiges Gesundheitssystem haben.“ Der Austausch sei dennoch die beste Entscheidung ihres Lebens gewesen.
Sie habe Englisch gelernt, sei nicht mehr so schüchtern, und: „Ich habe Freundschaften fürs Leben geschlossen“, so Leonie.(rg)