STEILSHOOP Um die Ärzteversorgung in Steilshoop ist ein Streit ausgebrochen. Diese sei „katastrophal“, sagt Pastor Andreas Holzbauer von der Evangelischen Martin-Luther-King-Gemeinde: „Praxen ziehen aus Steilshoop weg. Und die, die noch da sind, haben teilweise einen Aufnahmestopp für Patienten.“
So gibt es im gesamten Stadtteil mit seinen knapp 20.000 Einwohnern nur einen Kinderarzt. Holzbauers Kollegin, Gemeindereferentin Renata Kustusz von der Katholischen Gemeinde St. Johannis, hat ähnliche Erfahrungen gemacht: „Es sind schon Praxen aus Steilshoop weggezogen. Die neue Leitung des Einkaufszentrums will jetzt, dass die noch vorhandenen Praxen aus dem Ärztehaus in das Einkaufszentrum umziehen. Das wollen aber einige Betreiber nicht. Deshalb steht zu befürchten, dass noch mehr Praxen schließen oder wegziehen.“
Kustusz schlägt deshalb die Einrichtung eines Gesundheitszentrums vor, das zusammen mit den im Stadtteil umstrittenen Saga-Neubauten am Borchertring entstehen könnte. Der Steilshooper CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Sandro Kappe hat das Thema aufgegriffen und in mehreren Kleinen Anfragen den Senat um Auskunft ersucht. So erfuhr er, das es in Steilshoop noch bis zum Sommer vergangenen Jahres zehn Hausarztpraxen gab, von denen aber eine nach Bramfeld verzogen ist und die andere geschlossen bleibt, weil sich bisher kein Nachfolger gefunden hat.
Von den betriebenen acht Hausarztpraxen haben laut Kappe vier einen Patienten-Aufnahmestopp. Solche Stopps müssen weder den Behörden noch der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg (KVH) gemeldet werden.
Noch schlechter sieht es bei den Facharztpraxen (ohne Hausärzte) aus: So lagen zur Jahresmitte 34 Facharztpraxen in Bramfeld und 30 in Farmsen-Berne, in Steilshoop aber lediglich eine – besagter Kinderarzt.
Auf Anfrage des Wochenblatts erklärte die Kassenärztliche Vereinigung, dass Steilshoop-Bewohner nicht unter einer ärztlichen Unterversorgung zu leiden haben. Die stadtteilbezogene Betrachtung sei zu kleinräumig. Die durchschnittlichen Wege zum Arzt in Hamburg seien im bundesweiten Vergleich mit etwa 430 Metern sehr kurz. „Vor diesem Hintergrund muss festgestellt werden, dass die hausärztliche Versorgung in der Region um Steilshoop, vor allem unter Einbezug des sehr nahen Bramfelder Zentrums, statistisch gesehen im Bereich der sehr guten Vollversorgung liegt“, erklärt die KV und bezieht das ebenso auf die Versorgung mit Kinder- und Fachärzten.
Wer anderer Meinung ist, kann sich übrigens etwa bei der Patientenberatung von KVH und Ärztekammer im Internet, aber auch per Mail an patientenberatung@aekhh.de oder Telefon 202 299 222 beschweren.
