28. Juli 2023
Bramfeld

Wie bei Dornröschen – nur ohne Schloss

Awo-Treff überwuchert und sanierungsbedürftig

Vera Wiesener demonstriert hier den „Notausstieg“ des Seniorentreffs Foto: tel

BRAMFELD Der beliebte Senioren- und Nachbarschaftstreff der Awo an der Königsberger Straße 25 in Bramfeld macht einen dringend renovierungsbedürftigen Eindruck. Wenn man sich dem Gebäude nähert, denkt man unwillkürlich an Dornröschen. Denn wie in Grimms Märchen wird auch in der Hohnerkamp-Siedlung ein ganzes Gebäude nach und nach überwuchert.

Freilich handelt es sich hierbei nicht um ein Schloss, sondern einen schmucklosen, eingeschossigen Nachkriegsbau im Eigentum der Saga. Mieter ist das Bezirksamt Wandsbek, vertreten durch die Immobilien Service Zentrum GmbH (ISZ).
Die ehrenamtliche Co-Leiterin der Awo-Einrichtung, Vera Wiesener (65), klettert auf einen Stuhl, um die Funktion des „Notausstiegs“ – ein Fenster in Hüfthöhe – anschaulich zu demonstrieren: „Draußen falle ich dann in eine wuchernde Hecke hinein“, erklärt sie. Sehr fraglich, ob die Gäste in fortgeschrittenem Alter im Bedarfsfall diese Hürde nehmen könnten.

Aber auch sonst wird den Besuchern einiges zugemutet, beispielsweise eine Kaffeeküche mit dem Charme der 1960-er Jahre und ein völlig versiffter Teppichboden, der nach einem Gutachten mit asbesthaltigem Kleber befestigt sein soll.
Und dennoch ist der Treffpunkt beliebt, nicht nur bei der laut Wiesener 40 bis 50 Personen starken Gruppe der Senioren. Auch eine iranische Theatergruppe hat hier ihre traditionelle Heimat. Das gebotene Programm kann sich sehen lassen, reicht vom Spielenachmittag, über Computer-Kurse bis zum gemeinsamen Ausflug.
Und so dringend die Aufarbeitung des Hauses auch zu sein scheint: Vera Wiesener ist sich nicht sicher, ob man sich die Bauarbeiten wünschen soll: „Dann ist der Treff nach Corona wieder für Monate geschlossen, und wir haben kein Ausweichquartier.“
Das Hamburger Wochenblatt wollte von Saga und Bezirksamt wissen, wie man sich die Zukunft der Einrichtung vorstellt. Laut Saga ist „aktuell keine umfangreiche Sanierung, Modernisierung oder ein Abbruch und Neubau des Objekts geplant, daher bestehen auch keine Pläne für Umquartierungen und Ausweichmöglichkeiten“, so die Antwort auf unsere Anfrage.

Das Bezirksamt Wandsbek wiederum „übernimmt als Mieter die notwendigen Reparaturen, die Instandsetzung und Instandhaltung im Innern einschließlich Schönheitsreparaturen wie Malerarbeiten“. Diese Arbeiten, so das Bezirksamt, erfolgen „nach den notwendigen Sanierungsarbeiten“: „Die Zuständigkeit für die Sanierungsmaßnahmen liegt bei der Saga.“ Die Statements der Beteiligten klingen ähnlich wie die Auseinandersetzung um die Sanierung des Hauses der Jugend in Bramfeld – da hat es einige Jahre gedauert. Vera Wiesener und ihre Gäste sollten sich also in Geduld üben.

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