8. Januar 2022
Bramfeld

Weinbergschnecken als „Verhinderer“?

Geplanter neuer Friedhofszugang gefährdet

Geschützte Weinbergschnecken auf dem Ohlsdorfer Friedhof Foto: Hermann

BRAMFELD/STEILSHOOP Der Bau des geplanten „fünften Zugangs“ von Bramfelder Seite auf das Gelände des Ohlsdorfer Friedhofs ist gefährdet.

Die Bürgerschaft hatte das Projekt im September beschlossen, und im Arbeitsprogramm 2022 des Bezirks Wandsbek ist der neue Zugang für Fußgänger und Radfahrer vom Nordufer des Bramfelder Sees auch schon mit 115.000 Euro eingepreist.

Doch nun könnte ein 30 Zentimeter langes Tier den Plänen einen Strich durch die Rechnung machen: die Weinbergschnecke.
Friedhofsbesucher haben die wirbellosen Tiere genau dort entdeckt, wo der neue Weg am sogenannten Grabmal-Freilichtmuseum für Fußgänger und Radfahrer entstehen könnte.

Weinbergschnecken sind nach Bundesartenschutzverordnung und FFH-Richtlinie (Faune-Flora-Habitat) geschützt. Naturfreunde wollen den Bau mit Hilfe einer Petition stoppen. Eleonore Heilmann (56) aus Steilshoop, Initiatorin der Petition: „Die Weinbergschnecke steht in Deutschland unter besonderem Schutz. Sie ist ortstreu und kann nicht einfach umgesiedelt werden.“ Und Urte Hermann (49) berichtet: „Nach Auskunft von Friedhofsgärtnern leben die Schnecken hier schon seit Jahrzehnten.

Wir haben in einer ersten Zählung mehr als 50 erwachsene Tiere direkt im Umfeld des Grabmal-Freilichtmuseums gefunden. Diese Anlage steht übrigens auch unter Denkmalschutz.“

Heilmann (Mail: eleo.heil234@yahoo.de) macht keinen Hehl daraus, dass ihr die ganze Richtung in Sachen Friedhof Ohlsdorf nicht passt: „Da gibt es einen Trend, den Friedhof in einen Stadtpark zu verwandeln. Schon jetzt findet dort eine Art Massentourismus statt mit Grillpartys im Sommer und Rodelvergnügen im Winter. Die Benutzer stören die Totenruhe massiv.“

Im Übrigen habe der Friedhof bereits vier Zugänge von Bramfeld und Steilshoop aus – „das genügt, zumal für den fünften Zugang auch noch Bäume gefällt werden müssten. Wir brauchen nicht mehr Zugänge sondern mehr Pietät.“ Der Online-Petition („openPetition“) haben laut Heilmann bereits mehr als 60 Personen zugestimmt.

Im zuständigen Regionalausschuss war von der geschützten Tierart bislang keine Rede. Der Ausschussvorsitzende Oliver Döscher (Grüne) zum Wochenblatt: „Diese Petition hat uns noch nicht erreicht. Wenn das Projekt nicht klappt, wäre das ärgerlich. Weinbergschnecken sind in der Tat geschützte Tiere.“ Döscher räumt ein, dass für einen weiteren Zugang um die 20 Bäume gefällt werden müssten.

Bei der Friedhofsverwaltung heißt es, es werde in den nächsten Tagen ein Gespräch über den Zugangsstandort mit denzuständigen Behörden geben.

Urte Hermann (links) und Eleonore Heilmann im Grabmal-Freilichtmuseum Foto: tel

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