BRAMFELD Die rund 150 Bäume des kleinen Wäldchens zwischen Mützendorpsteed, Hildeboldtweg und Bramfelder Chaussee sind (bis auf Reste) am Dienstag vergangener Woche in einer Blitz-Aktion gefällt worden.
Die knapp 10.000 Quadratmeter große Fläche ist spätestens durch die beiden Benefiz-Konzerte des Hamburger Sängers und Musikers Stefan Gwildis im Brakula unter dem Motto „Bäume statt Beton“ bekannt geworden. Durch die Konzerte und viele private Spenden konnte die „Bürgerinitiative Bramfeld 70“ seit dem Jahr 2017 eine fünfstellige Summe aufbringen, um vor Gericht die Zerstörung des Bramfelder Biotops zu verhindern. Waren die Waldarbeiter beim ersten Fäll-Versuch im Februar 2020 noch mit Fahrzeugen deutlich sichtbar aufgefahren, um dann durch Anwohner beim Verwaltungsgericht erwirkten Einspruch gestoppt zu werden, so kam die Kolonne diesmal mit ihren Motorsägen ganz unauffällig zu Fuß zum Tatort.
Damit erwischten sie die Anwohner auf dem falschen Fuß. Die hatten nämlich, nachdem der Bebauungsplan Bramfeld 70 wenige Tage zuvor durch Veröffentlichung im Hamburgischen Gesetzesblatt Rechtswirksamkeit erlangt hatte, auf Zusagen vertraut, dass angeblich nichts im Busche sei. „Der zuständige Richter des Oberverwaltungsgerichts hatte sich noch extra beim Rechtsamt des Bezirks Wandsbek entsprechend erkundigt“, berichtete Anwohner-Anwalt David Heuer von der Kanzlei Klemm & Partner und fuhr fort: „Hätte das Bezirksamt am Dienstag nicht behauptet, dass gar keine Vollziehung beabsichtigt ist, hätten wir den Beschluss des Oberverwaltungsgerichts schon vorher bekommen, und das Fällen der Bäume wäre verhindert worden.“ Sein Fazit: „Ich bin schockiert. Das riecht nach einer Nacht- undNebel-Aktion.“
Inzwischen hat das OVG einen Beschluss darüber gefasst, dass der Bebauungsplan vorläufig außer Vollzug gesetzt wird. Der Investor darf also noch längst nicht die geplanten 64 Wohnungen mit Tiefgarage bauen. Auf Anfrage des Wochenblatts erklärte das Bezirksamt, dass die Fällungen bis zum Erlass der Zwischenverfügung des OVG am 7. Dezember rechtskonform gewesen seien. Und wie geht es weiter? Das Bramfelder Biotop ist durch die Baumfällungen zwar schwer angeschlagen. Aber: „Juristisch gesehen bleibt das weiterhin ein Wald. Das OVG wird jetzt über die Wirksamkeit des Bebauungsplans entscheiden“, so Anwalt Heuer. Es könnte also sein, dass die Baumfäller irgendwann als Baumpflanzer wiederkommen müssen.