BRAMFELD Tief in die eigene Geschichte sind die Mitglieder der Bramfelder SPD bei einer Veranstaltung anlässlich des Jubiläums ihrer Fahnenweihe eingetaucht. Wertvolle Vorarbeiten durch intensives Archivstudium hatte dazu der frühere SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Jens Schwieger geleistet.
Und irgendwie konnte die jetzt 100 Jahre alte Fahne mit der kämpferischen Losung „Durch Nacht zum Licht – Durch Kampf zum Sieg“ in die Gegenwart hinübergerettet werden. Die Veranstaltung im Brakula sollte auch dazu beitragen, die Mitglieder der SPD-Distrikte Bramfeld-Nord und Bramfeld-Süd, die in der Vergangenheit nicht immer auf einer Wellenlänge gefunkt haben sollen, näher zusammenzubringen.
In den 1920er-Jahren war die Fahnenweihe bei der SPD noch eine feierliche Angelegenheit: Fahnenträger, Stellvertreter und „Fahnenjunker“ wurden demokratisch gewählt. Man traf sich am 15. September 1922 im Gasthaus Kähler (Alt Hellbrook 119). Historiker Wolfgang Kopitzsch, ehemaliger Bezirksamtsleiter Nord, schilderte eine spannende, aber auch unruhige Zeit: Dauernd gab es neue Reichspräsidenten und Regierungen, die Inflation kündigte sich an, dann 1923 auch noch der kommunistische „Hamburger Aufstand“, der sich bis nach Barmbek und Bramfeld auswirkte.
Von Nazi-Herrschaft bis zum Wiederaufbau
Bramfeld hatte bald 7000 Einwohner, drängte politisch in Richtung Hamburg und gehörte zu den größten Gemüseanbaugebieten. Ein dunkles Kapitel auch für die Sozialdemokratie war dann die aufkommende Nazi-Herrschaft, vom zweiten Referenten des Abends, Holger Martens, eindrucksvoll geschildert. Die SPD wurde verboten, einzelne Mitglieder gingen in den Untergrund, viele Sozialdemokraten wurden arbeitslos, ins Gefängnis gesteckt oder kamen sogar in einem KZ ums Leben.
Vom Wiederaufbau nach dem Krieg berichtete Dr. Christel Oldenburg: Rund 80 Prozent der Wohnungen in Hamburg waren zerstört. Bald wurden die SPD-Mitglieder wieder aktiv, gründeten Arbeiter-Sänger- und -schwimmvereine, gestalteten die Freizeit gemeinsam: „Man half sich gegenseitig.“ Hamburg wurde erneut eine Hochburg der SPD, und Bramfeld ein sozialdemokratisch geprägter Stadtteil.
Für die Distriktsvorsitzenden Regina Jäck (Bramfeld-Nord) und Andreas Ernst (Bramfeld-Süd) war es ein „großartiger Abend“. „Die Geschichte ist so spannend und vielschichtig, dass wir einzelne Themenabende veranstalten wollen“, meinte Ernst. Und über die Geschichte hinaus will man intern weiter zusammenrücken.