BILLSTEDT/HORN Welche Folgen hat die Corona-Krise für den Arbeitsmarkt in Billstedt und Horn? Experten sehen klar steigende Tendenzen.
Schon im Juni hatte im Projekt „Am Fluss2“ ein Fachgespräch stattgefunden. Das unserer Redaktion vorliegende Protokoll spricht unter anderem davon, dass in Bill-stedt die Zahl der Langzeitarbeitslosen von 2019 auf 2020 um sieben Prozent gestiegen sei. Betroffen von Langzeitarbeitslosigkeit – nach Definition alle Joblosigkeit, die länger als ein Jahr dauert – seien vor allem Menschen ohne Ausbildung, das wirke sich „durch deutlich höhere Antragszahlen“ im Jobcenter spürbar aus.
Bettina Rosenbusch vom Billenetz macht außerdem darauf aufmerksam, dass in der Corona-Zeit alle 450-Euro-Jobs weggefallen seien. Außerdem habe für viele Kurzarbeiter das Geld nicht zum Lebensunterhalt gereicht, so dass sie sich anders hätten orientieren müssen. Bettina Rosenbusch fügt hinzu, dies sei „ganz deutlich“.
Knut Böhrnsen von der Hamburger Agentur für Arbeit weist darauf hin, dass sich Langzeitarbeitslosigkeit vor der Pandemie sogar leicht entspannt hatte. Ursache sei eine hohe Nachfrage nach Arbeitskräften gewesen. Bei angespanntem Arbeitsmarkt sehe das natürlich schwieriger aus.
Bei angespanntem Arbeitsmarkt sei es schwieriger, weil – trotz einer weiterhin bestehenden Fachkräftenachfrage in einigen Branchen – Personen mit längerer Arbeitslosigkeit, höherem Alter, gesundheitlichen Einschränkungen und fehlender Mobilität „eher nicht“ zum Vorstellungsgespräch eingeladen würden, sagte Knut Böhrnsen, Sprecher der Hamburger Agentur für Arbeit.
Und: Bei den Fachkräften in den nächsten zwölf Jahren wird es laut Böhrnsen eine deutlich spürbare Entwicklung geben – ganz ohne Corona. Nur in Hamburg gingen „165.000 Fach- und Führungskräfte in Rente“; allein in den nächsten sieben Jahren werden es laut Böhrnsen fast 68.000 sein.
Aber wie sieht es in Billstedt und Horn aus? Weder die Arbeitsagentur noch der Deutsche Gewerkschaftsbund können das mit Zahlen abgesichert sagen, so unsere Recherchen. Hamburgweit erweist sich aber, dass die Langzeitarbeitslosigkeit im Jahr 2020 einen Anteil von 24 Prozent hatte, und im Jahr 2021 nach bislang vorliegenden Zahlen bei 36,5 Prozent liegt. Für die Bezirke liegen der Arbeitsagentur aber Daten vor: Diese zeigen, dass von 2020 auf 2021 die Zahl der Langzeitarbeitslosen um rund 1500 Menschen gestiegen ist. Und es ist klar: Im Bezirk Mitte, zu dem Billstedt/Horn gehören, sei der Anteil der Langzeitarbeitslosigkeit am höchsten, so die Arbeitsagentur.