30. Juli 2022
Billstedt

Freude über so viel Sauberkeit

Ortstermin für ein gereinigtes Straßenschild

Das „gefeierte“ Schild steht an der Kreuzung Kattensteert/Legienstraße

BILLSTEDT „Es muss was Wunderbares sein, von Dir geliebt zu werden…“ Kennen Sie das? Genau: Peter Alexander flötete derlei im „Weißen Rössl“. Ohrwurmverdächtig gewiss, ein bisschen schmalzig auch, sang der Oberkellner Leopold seine Angebetete im stillen Kämmerlein an. In der rauen Wirklichkeit geht das anders.

Die Granden der „Deutsch-landkoalition“ aus SPD, CDU und FDP stehen ergriffen vor einem Ortsschild, das verkündet, man käme nun nach Billstedt. Frisch gereinigt steht es an der Kreuzung Kattensteert/Legienstraße, mit zwei herrenlosen Kabelbindern verziert, und freut sich seines Lebens.

Doch es ist rätselhaft, wie mit den Liebesdingen zuweilen auch: „Warum ich?“, flüstert das Schild dem Fotografen zu. „Warum nicht die vielen anderen meiner Geschwister, die im schönen Billstedt verrotten und verrosten?“

Ja, das ist die Frage. Als die Warschauer-Pakt-Staaten einst im Frühling in Prag einmarschierten, schraubten die Tschechen die Straßenschilder ab (und in der Ukraine wohl jetzt wieder, liest man). Gewaltloser Widerstand „at it’s best“.
Dieser trieb die unsrigen Koalitionäre wohl nicht an. Sie brauchten was zu tun: Anstatt den Postbetreibern an der Möllner Landstraße Beine in Sachen Wiedereröffnung zu machen oder sich um den völlig von Bussen überquellenden Billstedter Bahnhof zu kümmern, beschlossen sie, mal ein Straßenschild sauber machen zu lassen – dass andere dreckig bleiben oder schlicht umgefahren sind, vernachlässigen wir mal. Die Grünen, liest man, hätten sich im Regionalausschuss enthalten. Immerhin.

Ein Schild von vielen, die reinigungsbedürftig sind, steht nahe der Steinfurths Diek Fotos: Timm

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