10. Juli 2021
Billstedt

Die Freundin der Tiere und Pflanzen

Auf einen Café mit... ILONA in Folge 1

Ilona kennt im Sonnenland jeder Fotos: Ilona/ Frank Berno Timm

BILLSTEDT Sommerzeit ist Lesezeit. In den nächsten Wochen wollen wir Ihnen Menschen nahebringen, die etwas zu erzählen haben.

Jeder hier kennt Ilona. Sie sitzt am kleinen Imbiss am Sonnenland und hat einen weißen Beutel dabei. Ilona ist zugleich scheu und offen: Ihren Namen will sie nicht in der Zeitung lesen. Aber umso lieber zeigt sie ihre Fotos, die sie auf ihren Spaziergängen macht: vor allem Tiere und Blumen. Die Bilder zeigt sie fast jedem, der vorbeikommt. Mancher Fotograf mit teurer Ausrüstung dürfte sie um die Ergebnisse ihrer Arbeit beneiden: Mit einem einfachen Fotoapparat schafft sie, und das ist nicht übertrieben, Meisterwerke: Eichhörnchen, die auf auf einem Fußweg sitzen und eine Nuss verspeisen; Eisvögel, Fischreiher.

Ilona gehört nicht zu den reichen Menschen dieser Stadt. Eigentlich bräuchte sie eine Brille, kann sie aber nicht bezahlen. Wie viele in ihrer Lage hat sie es schwer, an gute Kleidung zu kommen.
Aus einer schweren Krankheit hat sie sich mit dem Fotografieren gerettet. Sie fällt mir sofort ins Wort: „Retten kann nur Gott!“ Ohne Scheu spricht sie sehr offen und häufig über ihren christlichen Glauben.

Ilona, wie lange lebst du im Sonnenland? „Ungefähr 30 Jahre“, antwortet die 66 Jahre alte, geborene Westfälin. Wir gehen ein paar Schritte, treffen Kinder. Ilona taut sichtlich auf: „Das sind meine Freunde!“ Bei einem Nachbarn entdeckt sie eine Blumenschubkarre am Haus und fragt den Mann, ob sie ein Foto machen kann. Schon die ganze Zeit grüßt sie nach links, nach rechts, ist mit allen per Du. Zu Ilonas Zielen gehört die weitläufige Grünanlage An der Glinder Au: Immer wieder beobachtet sie dort ein Reh. Welcher Sonnenländer weiß schon, dass es hier Rehe und seltene Vögel gibt?

Während wir laufen, handelt die Fotografin, die sich über positive Reaktionen auf ihre Bilder in einem sozialen Netzwerk freut, nebenbei die schwierigsten, theologisch-philosophischen Probleme ab: Gott greife eben nicht immer in das Leben der Menschen ein, weil er ihnen Freiheit gegeben habe, sagt sie.

Es ist ein schöner Spaziergang: Da hat eine Frau ihre Bestimmung gefunden. Ilona wäre, allemal, noch mehr Publikum zu wünschen.

In der zweiten Folge kommt ein Busfahrer der VHH zu Wort.

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