OHLSDORF/STEILSHOOP Friedhöfe-Geschäftsführer Carsten Helberg, Vertreter des Bezirksamtes Wandsbek und ein Gutachter trafen jetzt beim Ortstermin auf die Kritikerinnen Eleonore Heilmann und Urte Hermann mit Gleichgesinnten. Es ging um den fünften Zugang auf den weltgrößten Parkfriedhof von Bramfeld und Steilshoop aus und dessen Auswirkungen auf den Friedhofs-„Betrieb“ sowie speziell eine Kolonie artengeschützter Weinbergschnecken.
Die Steilshooperin Eleonore Heilmann hatte gegen den geplanten Fußgänger- und Radfahrer-Zugang eine Internet-Petition initiiert und überreichte nun Carsten Helberg Listen mit 171 Protest-Unterschriften. Urte Hermann wiederum hatte nahe dem geplanten neuen Zugang – im Bereich des „Grabmal-Freilichtmuseums“ – eine Population von Weinbergschnecken entdeckt. Daraufhin mussten 2021 die Zugangspläne zunächst einmal gestoppt werden.
Diplom-Biologe Wolfram Hammer wurde mit einem Gutachten über die Ohlsdorfer Schnecken-Kolonie und Möglichkeiten, diese zu schützen, beauftragt: „Die Zuwegung wird sicherlich die Schnecken beeinträchtigen, aber wir haben detailliert Empfehlungen ausgearbeitet, wie die Tiere besser geschützt werden können.“ So müssen die Friedhofsarbeiter künftig etwa bei Rückschnitten, Fällungen aber auch beim Laubsammeln und Rasenmähen im Bereich der Kolonie vorsichtig agieren. Auch ein Schild, das auf die geschützten Tiere hinweist, soll aufgestellt werden.
Diplom-Ingenieur Carsten Sempf, Landschaftsarchitekt beim Bezirksamt Wandsbek erklärte, dass alle Fragen rund um den Schutz der Kriechtiere geklärt seien und kündigte an, den kurzen, kaum 100 Meter langen Sand-Zuweg vom Bramfelder See, dessen Stummel inklusive zweier Parkbänke und Abfalleimer bereits bis zum Friedhofszaun fertiggestellt ist, noch in diesem Jahr weiterbauen zu wollen: „Wir haben von den fünf diskutierten Varianten die umweltverträglichste ausgewählt, bei der wir lediglich einen Rhododendron-Busch wegnehmen aber keinen Baum fällen mussten. Das Freilichtmuseum wird dabei durch eine Abpflanzung zusätzlich vor Durchgangsverkehr geschützt. Bis Ende Januar ist der Weg fertig“, so Sempf.
Es bleiben allerdings die Bedenken vor „noch mehr Tourismus“ auf dem Friedhof, wie in der Petition kritisiert. „Ein Friedhof braucht Stille zur Trauer, aber keinen Rummel“, meinte Eleonore Heilmann, und Urte Hermann ergänzte: „An lauen Sommerabenden wird hier gegrillt, gesoffen und gefeiert“. „Wir müssen unterschiedlichste Interessen unter einen Hut bringen“, erklärte Helberg.
Löbliches Engagement
Für Schnecken bremsen? Angesichts des weltweiten massiven Artensterbens sollte man das Engagement zweier Frauen für Friedhofsruhe und den Schutz der Weinbergschnecken sehr wohl ernst nehmen. Das haben die Beteiligten offensichtlich auch getan: Die Friedhofsverwaltung hat sich die Problematik zu eigen gemacht und die Gartenarbeiter entsprechend instruiert. Und die Fachleute im Bezirks-amt Wandsbek gaben sich offensichtlich große Mühe, bei der – politisch gewollten – fünften Zuwegung für Fußgänger und Radfahrer eine möglichst umweltfreundliche Lösung zu finden. Nun müssen aber auch die Anwohner und Benutzer „mitspielen“, denn der weltgrößte Parkfriedhofs soll ein Ort der Ruhe und Besinnung bleiben und darf nicht zu einem Rummelplatz verkommen.