5. August 2020
Barmbek

Start in die Lernferien

Schüler freuen sich auf den Unterricht und auf ihre Freunde

Lehrerin Julia Sturbek und die kommissarische Schulleiterin Janike Simon haben die Familien angesprochen, von denen sie wussten, dass die Kinder Unterstützung brauchen Foto: Grell

HAMBURG Nach Monaten ohne feste Unterrichtszeiten und durchgehendem Homeschooling waren viele Schüler erleichtert, schon vor den Sommerferien wenigstens für ein paar Stunden wieder in die Schule gehen zu dürfen. „Wir haben unsere Freunde total vermisst“, bestätigt auch Tina (10) von der Hasselbrookschule, die jetzt sogar in den Sommerferien in ihre ehemalige Grundschule zum Lernen kommt.

Eigentlich hatte sie sich bereits von den Klassenkameraden und Lehrern verabschiedet, weil sie nach den Ferien auf eine weiterführende Schule wechselt. Um jedoch eventuelle Defizite beim Lernstoff aufzuholen, die vielleicht beim eigenen Pauken zu Hause entstanden sind, hat sich Tina für die Lernferien angemeldet, die in der gesamten Stadt laufen. In 144 Schulen und verschiedenen Einrichtungen sind in der vergangenen Woche knapp 400 Gruppen mit mehr als 3000 Schülern an den Start gegangen, um das aufzuholen, was am hauseigenen Computer auf der Strecke geblieben ist. Darunter Schulen in Jenfeld, Rahlstedt, Oldenfelde und Billstedt. „Zuerst hatten wir keine große Lust in unseren Ferien zur Schule zu gehen“, erinnern Tina (10) und Stella (10) ihre erste Reaktion auf die Pläne der Schulbehörde, doch „jetzt kommen wir total gern.“ Schön finden die beiden auch, dass der Unterricht an nur drei Stunden am Tag stattfindet und sie Erzieherin Maira Pelaez Avila, die den freiwilligen Unterricht jetzt übernommen hat, bereits kennen. „Wir lernen hier ganz spielerisch“, sagt die Erzieherin, die auch schon im Regelunterricht vor der Corona-Pandemie dabei war. Das Ferienangebot für Schüler soll vor allem auch sozial benachteiligte Familien ansprechen, denn nicht jedes Kind hatte während des Fernunterrichts einen Computer zur Verfügung, und nicht alle Eltern konnten ihre Kinder im vollen Maße unterstützen. „In den Lernferien kann deshalb versäumter Unterrichtsstoff nachgeholt werden.“ sagt Janike Simon, die als kommissarische Schulleiterin zurzeit die Hasselbrookschule leitet. „Die Teilnahme ist freiwillig“, bestätigt Lehrerin Julia Sturbek, man habe aber die Familien direkt angesprochen, „bei denen wir wussten, dass die Unterstützung zu Hause nicht einfach ist“.

Erlebnis im Libanon

Mehrere Geschwister, die gleichzeitig unterrichtet werden müssen, fehlende Geräte für das digitale Lernen oder mangelnder Raum in engen Wohnungen waren einige der Kriterien, die das Lernen von zu Hause aus nicht für alle Kinder leicht machten. Ryad (10) kann noch von einem anderen Erlebnis berichten. Er war mit seiner Familie in den Frühjahrsferien im Libanon und konnte wochenlang wegen der Corona-Krise nicht zurückreisen. „Ich habe dadurch ganz viel verpasst“, sagt der Zehnjährige. Außer dem Aufholen der verpassten Lernthemen haben alle Schüler einen großen Wunsch. Ryad: „Wir wollen endlich unsere Freunde treffen.“

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