8. Oktober 2021
Barmbek

Mit bunten Steinen Barrieren überwinden

Rampen aus Legospielzeug als Hingucker

Rampen aus Lego-steinen bieten praktische Hilfe und rücken die unterschiedlichen Bedürfnisse einer vielfältigen Gesellschaft in den Fokus
Foto: Busse

BARMBEK Viele Hände packen mit an, wenn die nächste Bastelaktion startet: Aus Legosteinen werden Rampen gebaut, die Menschen im Rollstuhl, mit Kinderwagen und am Rollator den Zugang zu Barmbeker Geschäften vereinfachen oder sogar erst ermöglichen.
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„Demnächst hole ich wieder Steine ab. Wir wollen uns diesmal auch an Motive heranwagen“, erzählt Evelyn Schön. Der Steinzeit-Lego-Laden an der Hamburger Straße und private Spenden tragen dazu bei, dass im Projekt „Kleine Steine – Große Wirkung“ aus Tausenden von Einzelteilchen tragfähige Rampen entstehen können. Als Rollstuhlfahrerin fällt Schön auf: „Von den 20 Läden auf dem Weg von meiner Wohnung bis zur U-Bahn Dehnhaide sind für mich nur drei ebenerdig oder per Rampe und ohne fremde Hilfe zugänglich.“
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Das erste Geschäft, das hier eine Lego-Rampe nutzte, war das Café EisQgel, es folgten weitere Läden, Vereine und Kitas. Die Rampen bieten einerseits praktische Hilfe, andererseits stoßen sie einen Prozess des Umdenkens an. „Es ist toll, wenn ich zum Eiscafé komme und ein kleiner Junge ganz selbstverständlich die Lego-Rampe für mich bereitstellt“, berichtet Schön. Langfristiges Ziel ist aber der uneingeschränkte, eigenständige Zugang ganz ohne fremde Hilfe. „Verbindliche Standards zur Barrierefreiheit sind noch nicht an der Tageordnung“, so Schöns Erfahrung. Als Beispiel nennt sie die diesjährige Verleihung eines renommierten Hamburger Sozialpreises: „Wir haben uns mit unserem Projekt beworben und waren eingeladen. Aber zum Eingang hoch waren es sieben Stufen – sollte ich mich reintragen lassen? Das halte ich für nicht mehr angemessen“, meint sie. Ihre Teilnahme hat sie abgesagt, den Grund dafür erläutert. Ihre Rückmeldung zeigte Wirkung: Schön, die von Geburt an gesundheitlich eingeschränkt ist, engagiert sich vielfältig dafür, ein gesellschaftliches Bewusstsein für unterschiedliche Bedürfnisse zu schaffen. Als studierte Sozialarbeiterin, die ihr Leben lang Ausgrenzung erfahren hat, steht sie zum Beispiel auch Schulklassen Rede und Antwort.

Weitere Lego-Rampen werden am Fr, 15.10, 15–18 Uhr im Stadtteilzentrum Barmbek°Basch, Wohldorfer Straße 30, gebaut. Wer mitmachen möchte, meldet sich an unter T 357 716 60 oder per E-Mail an lego@barmbek-basch.info. Wer sich für die Nutzung einer Rampe interessiert, wendet sich an T 519 008 055.

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